Urlaub heißt Abschalten vom Stress – und von der täglichen Dauerbeschallung. Erleichtert aufatmen lässt es sich, wenn ein vertrautes Geräusch plötzlich nicht mehr zu hören ist: der Autolärm. Muss man dazu in ein abgelegenes Bergdorf fahren? Nicht unbedingt. Auch einige bekannte Tourismus-Destinationen setzen auf Ruhe und Entschleunigung. An diesen zehn Orten heißt es für Autos: Wir müssen draußen bleiben.
1. Nordseeinseln, Deutschland
Meeresrauschen statt Hupen, Möwengeschrei statt Bremsgeräusche und Wind in den Haaren statt Abgase in der Nase – so könnte man die autofreien Nordseeinseln beschreiben, die Deutschlands beliebtestes autofreies Reiseziel sind.
Die Regelungen sind dabei unterschiedlich streng. Während man auf Norderney seinen privaten PKW noch mit auf die Insel bringen darf, ihn aber sofort auf Nimmer-weiter-Verwendung abstellen muss, geht Helgoland so weit, auch Fahrräder zu verbieten. Angeblich um erst gar keine Verkehrsschilder nötig zu haben. Komplett autofrei sind auch Juist, Langeoog, Wangerooge, Spiekeroog und Baltrum.
Unser Tipp: Nehmen Sie die Pferdekutsche oder das Rad. Und fühlen sich dabei nicht nur wunderbar entschleunigt, sondern auch um Jahrhunderte zurückversetzt: Welch andere Alltagsgeräusche mögen einen damals umgeben haben?
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2. Berner Oberland, Schweiz
Die Schweizer machten aus der Not eine Tugend und punkten nun mit etlichen autofreien Urlaubsdestinationen: Einige Bergdörfer im Berner Oberland sind seit jeher nur per Zug oder Seilbahn erreichbar und deshalb per se autofrei. Damit wird heutzutage ganz bewusst geworben, denn autofrei und Berge passen gut zusammen. So hat man vom verkehrsfreien Wengen beispielsweise einen ganz hervorragenden Blick auf das berühmte Berg-Dreigestirn Mönch, Eiger und Jungfrau. Auch die Nachbargemeinden Gimmelwald und Mürren bieten ein ähnliches Panorama und sind ausschließlich per Berg- oder Seilbahn erreichbar.
In Zermatt hingegen, das als autofreie Destination im Wallis bekannt ist, dürfen Autos mit Elektromotoren sowie Transport- und Lieferfahrzeuge durch die Gassen kurven – mit maximal 20 km/h, also in sehr gemäßigtem Tempo.
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3. Serfaus und Werfenweng, Österreich
Diese beiden Ziele sind Skifahrern gut bekannt. Und beide haben ein interessantes Konzept, was den Verkehr angeht. In Serfaus hat man schon vor über 30 Jahren eine U-Bahn gebaut, die den Großparkplatz vor dem Ort mit dem Zentrum verbindet – die weltweit einzige Dorf-U-Bahn übrigens. Das macht den kompletten Ort autofrei – außer am Anreisetag, da dürfen Gäste bis zum Hotel vorfahren. Kein Wunder, dass Serfaus vor allem bei Familien mit Kindern beliebt ist.
In Werfenweng hingegen setzt man auf Freiwilligkeit, was den Ort zwar nicht komplett autofrei, aber doch wesentlich verkehrsberuhigter macht.
Top- Tipp: Reisen Sie mit dem Zug an, werden Sie kostenlos vom Bahnhof abgeholt. Und stellen Sie Ihr Fahrzeug für die Zeit Ihres Urlaubs in die Garage, kommen Sie in den Genuss der so genannten samo-Card (für sanfte Mobilität). Mit dieser können Elektrofahrzeuge und E-Bikes ausgeliehen werden, außerdem Fun-Fahrzeuge aller Art: verrückte Scooter, Velo-Taxis oder Jetflyer.
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4. Pfelders, Südtirol/Italien
„In Pfelders stehen die Räder still …“ heißt es im Südtiroler Urlaubsort. Seit über zehn Jahren ist der Ferienort im Passeiertal nur noch eingeschränkt befahrbar, d.h. er darf nur noch am An- und Abreisetag zum Be- und Entladen befahren werden. Ausgeglichen wird dies durch einen Kutschendienst sowie einen E-Bike-Verleih, der Gäste zum Verzicht aufs Auto animieren soll. Der Ort selbst ist so klein, dass er leicht zu Fuß besichtigt werden kann – was auch viel besser zu den traditionellen Holzhäusern passt, die den Ort prägen. Auch hier freuen sich besonders Familien über die Möglichkeit, ihre Kinder sorgenfrei herumlaufen und herumtoben zu lassen.
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5. Alicudi, Liparische Inseln/Italien
Alicudi, eine der Liparischen Inseln, machte ebenfalls aus der Not eine Tugend, sprich ist nicht ganz freiwillig autofrei: Vom Fischerhafen und dem unteren Teil des Fischerdorfs führt eine steile Steintreppe ins Oberdorf. Die Lasten wurden und werden zum Teil immer noch per Esel transportiert. Die Häuser auf den wechselseitig angeordneten Terrassen lassen sich auch nur zu Fuß erreichen und ermöglichen damit ein wunderbares Panorama in einer angenehm ruhigen Umgebung. Eine weitere Besonderheit: Elektrizität gibt es erst seit 1990 auf Alicudi; eine nächtliche Beleuchtung sucht man bis heute umsonst, weshalb sich hier wunderbar der Sternenhimmel beobachten lässt.
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6. Pontevedra, Spanien
Mit ihrer mittelalterlichen Altstadt zählt Pontevedra zu den schönsten Städten in Galizien. Nachdem der Verkehr in der Innenstadt jedoch unerträglich geworden war, verbannte man alle Autos aus dem Altstadtring der rund 80.000 Einwohner zählenden Stadt. Das Ergebnis kann sich sehen bzw. hören lassen: Vogelgezwitscher und menschliche Stimmen, Gelächter und viele andere kleine Geräusche, die sonst nicht wahrnehmbar wären, erinnern einen daran, dass es auch anders geht. Fahrbahnmarkierungen sind nicht mehr zu sehen, auch Ampeln und Verkehrszeichen gibt es keine mehr, seit die Fußgänger die Altstadt zurückerobern durften. Und die innerstädtischen Geschäfte florieren wieder, seit die Menschen Zeit und Muße für einen gemütlichen Bummel haben.
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7. Lopud, Kroatien
Unweit der historischen Stadt Dubrovnik, wo sich die Touristen gegenseitig auf die Füße treten, befindet sich rund acht Seemeilen vor der Küste die kleine Insel Lopud. Die zu den Elaphiten gehörende Insel ist Heimat für nur etwa 250 Bewohner, als Badeinsel jedoch seit langem schon bekannt. Immerhin lockt hier ein attraktiver Sandstrand. Und erholsame Ruhe, denn auch Lopud ist autofrei – sofern man von ein paar Elektrocaddies mal absieht. Außerdem riecht das kleine Naturparadies wunderbar: nach Mandarinen-, Orangen- und Zitronenbäumen, Oliven, Pinien und Aleppokiefern. Wie gut, dass diese Duftmischung von keinen Abgasen durchkreuzt wird.
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8. Hydra, Griechenland
Katzen statt Autos, heißt es auf Hydra, einer Insel südwestlich von Athen. Durch ihre Nähe zur griechischen Hauptstadt kommen viele Tagesausflügler hierher, die sich auf der autofreien Insel erholen. Viele Badebuchten und versteckte Klöster laden dazu ein. Außerdem sind Pools, Plastikstühle und Tennisplätze verboten – man will natürlich bleiben und sich dem Tourismus nicht anbiedern. Genau das macht die Insel so attraktiv. Und dann wären da noch die vielen Katzen. Ursprünglich als Mäuse- und Rattenfänger angesiedelt, haben sie sich so stark vermehrt, dass sich heute ein eigenes Projekt um das Wohlergehen der Katzenpopulation sorgen muss. Für Besucher sind sie auf jeden Fall ein großes Highlight – und wunderbare Entschleuniger.
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9. Île de Bréhat, Frankreich
In der Bretagne, ganz im Nordwesten Frankreichs, liegt im Ärmelkanal die kleine Doppelinsel Île de Bréhat. Der südliche Teil davon gilt auch als „Blumeninsel“, weil in dem milden Klima dank des Golfstroms viele exotische und einheimische Pflanzen gedeihen. Umso besser, dass außer ein paar Traktoren keine Fahrzeuge unterwegs sein dürfen. Die Nordinsel ist für ihre rosafarbenen bis roten Felsen bekannt, und auch die Gezeitenmühlen sind eine besondere Sehenswürdigkeit.
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10. Oslo, Norwegen
Oslo ist gerade dabei, die erste Großstadt zu werden, die Autos mit einem innovativen Konzept aus der Innenstadt verbannt. Denn statt die Autofahrer ausschließlich mit Verboten zu belegen, nimmt man ihnen einfach die Parkplätze weg. So wurden Anfang des Jahres 700 Parkplätze in Radwege, Grünanlagen und Parkbänke umgewandelt. Einige Straßen sind dennoch komplett für den privaten Verkehr gesperrt. Die Sorge der Läden- und Restaurantbesitzer, dass weniger Kunden kommen könnten, hat sich ins Gegenteil verkehrt: In einer entspannten Innenstadt wird mehr gebummelt, gekauft und Kaffee getrunken. Was in erster Linie als Kampfansage an die Umwelt- und Luftverschmutzung gedacht war, hat sich nun für alle als Glücksfall entpuppt: Oslo ist ein völlig entschleunigter, viel lebenswerterer Ort geworden.
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Wo können Sie am besten entschleunigen?