Mallorca ist eine an Geheimtipps reiche Insel. Selbst langjährige Mallorca-Liebhaber und auch manche Einheimische haben längst nicht alles entdeckt, was es auf Mallorca zu sehen und zu erleben gibt. Unsere zehn unvergesslichen Ausflugstipps für Mallorca.
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Mit Passierschein auf dem Camí de Ternelles
Wir starten unsere Entdeckungsreise auf einem Wanderweg, um dessen Zugang seit Jahrzehnten zwischen der Stadtverwaltung Pollença, Wanderern und den Besitzern, der mächtigen mallorquinischen Familie March, gestritten wird. Seit geraumer Zeit wird die Genehmigung der Stadtverwaltung nicht mehr akzeptiert und es bedarf der Anmeldung zu einer geführten Tour über die Website der Finca de Ternelles. Der Grund dafür sind die auf Mallorca seit ein paar Jahren erfolgreich wieder angesiedelten majestätischen Mönchsgeier, die im Tramuntanagebirge und in Ternelles nisten. Auf dem Weg über die Finca geht es durch Steineichenhaine. Auch diese sind trotz des steinalten Aussehens neu angepflanzt worden, nachdem die ursprünglichen Wälder in Kohlemeilern verheizt wurden. Hoch oben auf einem Berg zur linken steht die Ruine des Castell del Rei – die letzte Zufluchtsstätte der Mauren auf Mallorca.
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Wandern und Wein – Torrent und Vinyes Mortitx
Ganz in der Nähe lässt sich eine der schönsten Tageswanderungen im Norden der Insel mit dem Besuch des Weinguts Vines Mortitx verbinden. Der Torrent de Mortitx ist weniger bekannt als der vielfrequentierte Torrent de Pareis, doch nicht minder atem(be)raubend. Der Wanderweg beginnt rechts neben dem Weingut an der Straße zwischen Pollença und Lluc. Es geht über glatt geschliffene Felsbrocken, über Geröll und zuweilen durch den meist trockenen Fluss. Nach starken Regenfällen und Gewittern schwillt dieser jedoch schnell an. Mit etwas Kondition und Ausdauer lässt sich die Küste erreichen. Am besten früh morgens starten, denn die Strecke hat es in sich. Die ausgezeichneten und kräftigen Weine von Mortitx sind die richtige Belohnung für die Anstrengung.
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Ca na Toneta – Versteckte Gaumenfreuden im kleinen Bergdorf Caimari
Nach einem langen Wandertag geht nichts über eine angemessene Einkehr. Wir entschieden uns für das von den Schwestern Maria und Teresa Solivellas geführte Restaurant Ca na Toneta in Caimari. Auf dem Camí de Ternelles bei Pollença sind täglich nur 20 Personen zugelassen. – Im Ca na Toneta gibt es lediglich 30 Sitzplätze. Auch hier sollte also reserviert werden. Es erwarten uns mallorquinische Gaumenfreuden mit Raffinesse und Leidenschaft. Es gibt kein festes Menü. Das Angebot variiert nach Saison und Laune der sympathischen Köchin. Das Gemüse stammt aus dem eigenen Garten, Fleisch und Fisch ausschließlich von der Insel.
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Markttag in Muro
Bei Meerbarben mit gerösteter Paprika und gebackener Lammkeule im Ca na Toneta entschließen wir uns, den nächsten Vormittag auf dem Markt in Muro zu verbringen. Der kleine Ort im Inselinneren gehört zu den weniger bekannten Destinationen. Muro ist noch stark von der traditionellen Landwirtschaft geprägt. So bietet der sonntägliche Markt ein großes Angebot an lokal angebautem Obst und Gemüse, Wurstwaren und Käse. Daneben laden die schmalen Gassen zu einem Spaziergang ein. Sehenswert sind die beiden Kirchen Sant Joan Baptista und Santa Anna, die ehemalige Stierkampfarena und ein ethnologisches Museum, in dem angeblich mit „symbolischen Abwehrzeichen bemalte Dachziegel“ zu sehen sind.
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Torre de Canyamel – Lechona al Ast. Das vermutlich beste Spanferkel der Insel
Bereits seit Jahrzehnten gehört das Restaurant im Torre de Canyamel zu unseren Favoriten. Wer im Südosten Mallorcas unterwegs ist, sollte dieser Institution einen (kulinarischen) Besuch abstatten: Untergebracht in einem Gehöft mit Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert, ist das Restaurant Porxada de sa Torre berühmt für sein Spanferkel (lechona al ast). Schon am Nachmittag drehen die Ferkel von der eigenen Finca auf den Spießen über Eichenholzfeuer. In dem urigen Restaurant (das immer voll besetzt ist) sitzt man zwischen Ölpressen und alten Mühlsteinen. Der süffige Hauswein wird aus Tonkrügen serviert.
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Die Einsiedelei von Betlem
Die Einsiedelei von Betlem ist eine Oase der Ruhe in der sonst so betriebsamen Region um Artà. Die Ermita liegt in den Serres de Llevant, in der östlichen Gebirgskette. Über eine lange Allee von Zypressen fahren Sie auf die pittoreske Anlage zu. Die letzten Mönche der Glaubensgemeinschaft der Eremiten von San Pablo San Antonio zogen im Jahre 2010 aus dem Kloster aus. Das Baumaterial ist Anfang des 19. Jahrhunderts auf Eselsrücken von der Badia d’Alcúdia an diesen abgelegenen Ort gebracht worden.
Tipp: Folgen Sie auf Schusters Rappen dem etwa fünf Kilometer langen Eselsweg von Colonia de Sant Pere hinauf zur Ermita.
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Versteckte Strände bei Artà: Cala Torta, Cala Mitjana und Cala Matzoc
Ich erinnere mich gut an die Urlaube meiner Kindheit. Meine Eltern meisterten mit mir und meinem Bruder die kurvenreiche und mit so großen wie tiefen Schlaglöchern übersäte Piste in einem winzigen Seat. Von Cala Ratjada kommend, zweigt die Straße kurz vor Artà nach rechts ab, führt zwischen alten Höfen und Feldern vorbei und windet sich dann über den Serres de Llevant. An Cala Torta und Cala Mitjana ist es für mallorquinische Verhältnisse vor allem außerhalb der Saison bemerkenswert ruhig. Wer die Landschaft genießen möchte, folgt den Küstenwanderwegen von Cala Mitjana nach Norden zur noch einsameren Cala Matzoc und von der Cala Torta zum Dünenstrand von Cala Mequida. Immer wieder trifft man auf die Ruinen der Atalayas, alten Wachtürmen aus der Zeit der Piratenüberfälle.
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Zu den Höhlenhäusern in Bunyola
Den Ort Bunyola kennen langjährige Mallorca- und vor allem Carrajillo-Liebhaber vom Etikett des auf der ganzen Insel beliebten Anisdestillats La Estrella de Bunyola, das einen Café Solo mit etwas Zucker in ein Tässchen flüssiges Lakritz verwandelt: von innen wärmend, wohlschmeckend und magenberuhigend. Auf dem Camí des Grau geht es ab Bunyola vorbei an alten Köhlerstätten, durch Pinien- und Steineichenwälder und über Bergpassagen mit fantastischem Blick über das Orient-Tal. Auf dem Rückweg nach Bunyola passieren wir die einzigartigen Höhlenhäuser von Sa Cova. Wie mag es vor hundert Jahren hier wohl ausgesehen haben?
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Zum Höhlendom Avenc de Son Pou
Apropos Höhlen: Ein besonderes Naturerlebnis ganz in der Nähe ist der Höhlendom Avenc de Son Pou. Die Felsenkathedrale erreichen wir in gut zweieinhalb Stunden von Orient aus. Ab Santa Maria ist man in einer Stunde da. Festes Schuhwerk und eine Taschenlampe sollten dabei sein, denn es geht vom Eingang aus einige Meter durch tiefe Dunkelheit ins Schwarze bis das erste Tageslicht zu erahnen ist. Dann öffnet sich eine gut 50 Meter hohe Halle. Durch eine fast runde Öffnung in der Höhlendecke fällt das warme Sonnenlicht in die Halle. Es sei erwähnt, dass sich die Höhle auf Privatgelände befindet. In den Sommermonaten ist sie immer Sonntags zwischen 10 und 14 Uhr geöffnet.
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Barranc de Biniaraix – Zwischen Trockenmauern und alten Olivenbäumen
Eines der landschaftlichen Highlights bewahren wir uns für den Schluss auf: den alten Pilger- und Eselsweg durch den Barranc de Biniaraix. Wir haben das Glück, von Freunden zu einem gemeinsamen Mittagessen hoch oben an den Hängen zwischen Olivenbäumen und alten Trockensteinmauern eingeladen zu sein. Mit einer Truppe von Umweltschützern, die sich der Pflege verwaister Olivenbäume verschrieben hat, steigen wir auf einem historischen Pflasterweg den Barranc hinauf. Am Wegesrand plätschert frisches Wasser teils in Bachläufen, teils in befestigten Rinnen. Unter einem Wasserfall lässt sich sogar baden. Ein Eselskarren transportiert unseren Proviant: frischen Tintenfisch, Kartoffeln, Zwiebeln und Rosinen… und natürlich mallorquinischen Wein. Auf einem Solarkocher wird daraus mit etwas Geduld ein langsam gegarter, schmackhafter Eintopf. Falls Sie im Barranc ein seltsames Tröten vernehmen und der Ruf von der anderen Talseite erwidert wird: Dabei handelt es sich um traditionelle Muschelhörner, mit denen die Einwohner von Biniaraix früher über weite Distanzen kommuniziert haben. Die Baumfreunde gesellen sich zu uns und wir verbringen einen gelungenen und geselligen Nachmittag in den Bergen. Die Zeit haben wir ganz verloren, als mit dem Horn zum allgemeinen Aufbruch geblasen wird. Bevor die Dämmerung einsetzt, müssen wir wieder unten im Tal sein.
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