Cooles Danzig – Dort, wo nur Insider hingehen

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Gdańsk, die bernsteinfarbene Königin der Ostsee, feierte bereits ihr zweitausendjähriges Bestehen und ist dementsprechend voller historischer Top-Sehenswürdigkeiten. Ich habe bereits in drei Blogbeiträgen darüber aber auch über weniger bekannte, dennoch spannende Orte berichtet – kann man dem noch etwas hinzufügen? Ja, unbedingt! Meine alte „Heimat“ Danzig hat ein schier unerschöpfliches Reservoir an Orten, die besonders sind. Gdańsk profitiert von seiner Lage an der sogenannten Toten Weichsel, an den nahegelegenen Ostseestränden und mit günstigen Nahverkehrsmitteln erreichbaren Orten wie Oliwa und Sopot, von denen ausnahmsweise dieses Mal nicht die Rede sein wird.

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Cooles Danzig – weniger bekannte Orte, die ihren ganz eigenen Charme haben.

Im aktuellen Beitrag widme ich mich dem „coolen Danzig“. Doch was ist eigentlich cool? Durch das Raster meiner Auswahl fallen jene Sehenswürdigkeiten der Altstadt, die übrigens „Rechtstadt“ heißt, die sich überall finden lassen. Stattdessen werde ich mich auf außergewöhnlichere Orte, den deutschen Touristen weniger bekannten Cafés, Clubs und ungewöhnlichere Sehenswürdigkeiten konzentrieren.

Kultur mit Genuss: Cafés, Bars & alternative Szene

Danzig hat Tausende schöne und interessante Cafés, Bars und Kneipen, da fällt die Auswahl schwer, zumal in der Sommersaison gerne das eine oder andere dazukommt, während einige Locations auch schon mal schnell von der kulinarischen Oberfläche der Stadt verschwinden. Meine Auswahl hier ist nur ein winzig kleiner Einblick in die „Szene“. Ihr wünsche ich auf jeden Fall ein langes Leben, denn sie bieten sowohl dem Gast in Danzig als auch den Einheimischen etwas ganz Besonderes, das das Stadtleben vielfach bereichert.

Einige Besitzer haben ihr Café in Danzig zu etwas ganz Besonderem gemacht.

Das Film-Café W Starym Kadrze (ul. Lawendowej 2/3)

W Starym Kadrze bedeutet so viel wie „Im alten Filmkader“. Ganz im Einklang mit seinem Namen handelt sich dabei um ein besonderes Café für Kaffee- und Filmliebhaber (Kawiarnia Filmowa), wo Altes mit modernen Touch gekonnt kombiniert wird. Stimmungsvolle rohbelassene Backsteinwände, Vintage-Tische und Stühle, gepolsterte Sessel, die zum Lümmeln einladen, altes Porzellan und alte Fotos – übrigens, aus den Fotoalben der Cafébesitzer –, aber vor allem die wirkungsvoll mit aufgeschlagenen Büchern gestaltete Wand machen die besondere Atmosphäre des Cafés aus. Hier stimmt man sich gut auf einen neuen oder alten Film ein, der um 17:00 und 19:00 Uhr im Nebenraum gezeigt wird und zwar ganz umsonst (Stand Dez. 2019).

Flisak ’76: Die besten Cocktails und noch viel mehr (ul. Chlebnicka 9/10)

Die Zahl im Namen verweist auf das Jahr 1976 als Oma Zenia und Opa Leonard das Flisak gründeten und sich damals nicht haben träumen lassen, dass es als eine der coolsten Danziger Locations bis ins 21. Jahrhundert überdauert. Heutzutage wird Flisak in dritter Generation bewirtschaftet. Aus dem einstigen Restaurant ist eine „en vogue Bar“ mit Clubcharakter geworden: einige kleine Separees, plüschige Sitzecken, eine lange Polsterbank, einfallsreiche Wanddekos – und natürlich die Bar selbst, deren Produkte mit der Auszeichnung „best Cocktails in Gdańsk“ prämiert wurden. Tatsächlich sind sowohl die Vielfalt als auch die Qualität der Cocktails phänomenal. Durch die fantasie- und geschmackvolle Präsentation geraten die Drinks zu echten Kunstwerken und mit jeder Bestellung erlebt man das Öffnen eines Türchens im Adventskalender. Wie es sich für eine echte Bar gehört, steigt man hier in den Keller hinab, und kann nicht selten besondere Kulturveranstaltungen, Konzerte, Kunstausstellungen, Filmvorführungen, DJ-Auftritte und einiges mehr erleben. In Flisak verkehren vor allem Einheimische, doch auch zunehmend mehr Touristen bekommen den richtigen Tipp.

Stocznia – Die coolste Werft der Welt (Tram 01, Stadtbahn)

Mit gutem Grund behaupte ich, dass Stocznia Gdańska, die Danziger Werft, mit Abstand zu den interessantesten Werften weltweit gehört. Sie liegt unweit des historischen Stadtzentrums und ist bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die historische Danziger Werft gehört zu den wichtigsten politischen Orten Europas, denn die Stocznia Gdańska ist die Wiege der Gewerkschaftsbewegung „Solidarność“, die sich 1980 gegen das kommunistische Staatsregime formierte. Mittlerweile entwickelt sich das Gelände der Werft zu einem kulturellen und gastronomischen „Insiderort“ mit großem touristischem Potential. Historische Relikte und eine moderne Kunst- und Musikszene, die auf dem Sprung in die nächste Dimension ist, gehen hier eine interessante Verbindung ein. Um die Danziger Werft einigermaßen kennenzulernen, ist mehr als ein Tag (oder eine Nacht) vonnöten. Mein Tipp: Unbedingt eine geführte Tour buchen – das Internet hat eine große und gute Auswahl –, oder wenigstens ein Fahrrad zum Selbsterkunden mieten.

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Das Europejskie Centrum Solidarności (ECS) – ein futuristisches Museum mit beeindruckender Architektur.

Der Anfang: Rund um den Plac Solidarności (Tram 01, 02)

Ein guter Start in die Welt der historischen Werft ist der Platz „Plac Solidarności“ mit seinem überragenden „Monument für die gefallenen Werftarbeiter von 1970“, dem Pomnik Poległych Stoczniowców 1970. Es beeindruckt durch seine sich gen Himmel reckenden drei Kreuze, die gleichzeitig Anker und Symbole für Glauben, Hoffnung und Mut sind. Direkt daneben liegt das 2014 eröffnete Europäische Solidarność Centrum, das Europejskie Centrum Solidarności (ECS). Das ECS ist ein futuristisches Museum der absoluten Extraklasse, entworfen von dem Architekt Wojciech Targowski. Mit seiner rost-brauen Stahlplattenfassade und dem es umgebenden Wassergraben ist das Gebäude eine Hommage an ehemalige Dockanlagen und die darin geschweißten Stahlschiffe. Das staunenswerte Innere des Museums mit seinen baumbestandenen Wegen bietet einen ganzen Hektar Ausstellungsfläche mit spannend präsentierten, teils bewegenden Exponaten aus der Zeit der Aufstände der Danziger Werftarbeiter.

Nur ein paar Meter von dem Museum entfernt steht Sala BHP, die Arbeitsschutzhalle der Danziger Werft, die zu besichtigen sich vor allem mit einem Audio-Guide oder im Rahmen eine Führung lohnt. Nehmen Sie sich Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang in diesem Werft-Viertel. Oder radeln Sie durch das Arbeitergelände bis zum toten Arm der Weichsel (Martwa Wisła) und auf das Gelände der Stocznia Cesarska, der Cesar-Werft (eng. Imperial Shipyard). An den Piers vertäute Stahlpötte, alte, teilweise aufgelassene Werfthallen und vor allem der Krahn Żuraw M3 (zu besichtigen) erzeugen eine sehr eigene Stimmung und bieten viele spannende Fotomotive. Die Cesar-Werft verändert gerade ihr Gesicht – es bleibt abzuwarten, was dort noch alles Spannendes passiert.

Eine Führung durch die Arbeitsschutzhalle der Danziger Werft lohnt auf jeden Fall.

Ulica Elektryków: Straßenszene an der Danziger Werft (ul. Elektryków)

Ulica Elektryków nennt sich schlicht und ergreifend nach der „Straße der Elektriker“ und liegt nur zwei Straßen von dem Solidarność-Centrum, unweit der Werftkanäle, entfernt. In dieser Straße (ulica) entstand spontan eine Kulturszene, die sich mittlerweile zu einem etablierten Kulturzentrum entwickelt hat. Die alten Gebäude und die für den Autoverkehr gesperrte Straße selbst dienen als Veranstaltungsorte für Ausstellungen, Konzerte, DJ-Auftritte, Flohmärkte und vieles mehr. Abends und nachts, im Sommer auch tagsüber, haben hier Bars, nostalgische und weniger nostalgische Fastfood-Buden auf. Zum Relaxen und Abhängen stehen überall klassische Liegestühle bereit, von wo aus man im Sommer coolen DJs beim Auflegen zusehen und zuhören kann. 

100cznia – chillen chillen chillen! (ul. Jerzego Popiełuszki 5)

Nur zwei Straßen weiter befindet sich eine ähnliche Location, die 100cznia. Der Name ist ein Wortspiel auf „Stocznia“, was „Werft“ bedeutet, aber sich aus „sto“ für „100“ zusammensetzt. Dieser Ort besteht aus circa 20 bunten Großcontainern, die schon einige Ozeane gesehen haben dürfen. Man hat diese „Kisten“ aus der nahegelegenen Werft hierhergebracht, bunt angemalt und in gastronomische Lokale, Ausstellungsräume und mit ständig wechselnden Inhalten bestückte Geschäfte umgewandelt. Das Leben erwacht hier im Sommer um 12:00 Uhr und geht – begleitet von musikalischen Veranstaltungen – bis in die späten Nachtstunden. Für das kulinarische Wohl sorgen sowohl Drei-Sterne- als auch Cross-Over- und Auf-Die-Hand-Gastronomie, denn hier dreht sich alles um das entspannte Chillen.

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Die Długi Targ Straße beheimatet einige alteingesessene Galerien.

Einkaufen und Stöbern im Alten und Neuen

Wer nach alten Gerätschaften, Büchern, Fotoalben, Möbeln und Bildern zu erschwinglichen Preisen stöbern möchte, der ist in Danzig richtig. Um Kunst auf hohem Niveau – und immer noch zu sehr erschwinglichen Preisen! – einzukaufen, dafür bieten sich einige Galerien auf der berühmten Długi Targ Straße. Zugegeben, dort befinden sich kaum Insidertipps, stattdessen alteingesessene Galerien, die meiner Ansicht nach weiterhin einen Besuch Wert sind. Antiquitäten und noch häufiger Antiquariate, in denen man „noch etwas entdecken kann“, liegen zurzeit im Schatten der großen Kathedrale, der Bazylika Mariacka. Dazu gehört Sprzedaz Antików (ul. Szewska 80) und das Geschäft Galeria Sztuki Kaszubskiej, das Handgefertigtes aus der Kaschubei anbietet. Voller alter Bücher, Drucke und Fotos ist der Platzhirsch unter den Antiquariaten, das Antykwariat Naukowy (ul. Piwna 54). Nicht allen Besuchern Danzigs ist hingegen die Galeria Starych Zabawek, die Galerie des alten Spielzeugs, bekannt (ul. Piwna 19/21). Angesichts dieser unglaublichen Sammlung an Spielzeugen aus der Zeit von 1920 bis 1989 werden einigen Besuchern Tränen der Rührung in die Augen steigen und eine Reise in die eigene Vergangenheit bescheren. Anderen entlocken sie vielleicht ein breites Schmunzeln. Diese Schätze haben das Ehepaar Bernadeta und Wojtek Szymański ausfindig gemacht. Sie haben in ihrem Shop noch andere Überraschungen parat…

Nicht nur in der Mariacka Street bieten junge Designer und freischaffende Künstler hippe Mode und Designerschmuck an.

Galerie Sztuka Wyboru: die Kunst der Wahl (ul. Słowackiego 19)

Seltsamerweise ist die Galeria Sztuka Wyboru nicht vielen bekannt. Vielleicht, weil sie sich außerhalb der touristischen Hauptrouten im Danziger Stadtteil Wrzeszcz befindet. Die Kunstgalerie ist nur ein Segment innerhalb des recht großen Kultur- und Kunstzentrums, das sich mit einem neuen Konzept hervortut. Hier verkaufen junge Designer und freischaffende Künstler hippe Mode, Designerschmuck sowie chic designte Haushaltsgegenstände, Porzellan- und Töpferwaren, Kunst & Kunstbücher & schöne Papiererzeugnisse. Das große Backsteingebäude des Kulturzentrums hat rückwärtig einen Garten mit Teich und Spielwiese. Und weil man sich in dem Gebäude stundenlang aufhalten kann, gibt es dort auch ein ganz in Weiß gehaltenes Café – selbstverständlich mit top designten Möbeln und vielleicht noch cooleren Kuchen und Törtchen. Unbedingt einen Ausflug Wert, auf dem man noch viel mehr in der Umgebung entdecken kann.

Unternehmen Sie einen Ausflug zu einem architektonischen Top-Ereignis, dem Fort Twierdza Wisłoujście.

Tipp: Dieses Mal gibt es keine Kulinarik zum Abschluss, sondern einen echten Insidertipp für einen Ausflug an die Mündung der Weichsel zu einem architektonischen Top-Ereignis, dem Fort Twierdza Wisłoujście. Diese 700 Jahre alte Festung ist ein ungewöhnliches Bauwerk mit Ursprüngen aus dem 14. Jahrhundert. Die gepflegte Anlage ist zudem in eine attraktive Landschaft eingebettet. Der sie umgebende natürliche Wassergraben wird gleichzeitig als Yachthafen genutzt. Das hier ist ein richtig schöner (Tages-)Ausflug, wenn man es bspw. mit der Wasser-Tram F5 unternimmt und anschließend an die benachbarte Ostseestrände zum Baden und Spazierengehen fährt.


Sie kennen Danzig bereits wie Ihre Westentasche und haben noch einen weiteren Insidertipp? Dann immer her damit – wir freuen uns über Kommentare auf unserem Blog!

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Eine Antwort

  1. Danke für die gelungene Zusammenfassung. Ein Tipp noch für alle die einen Vorort der Altstadt (Rechtstadt) erkunden möchten, weil „dort“ die einheimische Bevölkerung unterwegs ist: Das „Aioli“. Hier könnt ihr bestens essen und abends mit DJ feiern. Ganz einfach mit der Straßenbahn zu erreichen.

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