Das Land zwischen Bremerhaven an der Wesermündung und Cuxhaven an der Elbmündung und Nordsee ist so flach wie eine Scheibe. Doch wer denkt, hier gäbe es „nichts zu holen“, der irrt gewaltig. Im touristischen Jargon hat sich für die ausgedehnte Region südlich von Cuxhaven und nordöstlich von Bremerhaven das Kunstwort „Cuxland“ eingebürgert.
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Das gesamte Cuxland bietet zahllose, gut angelegte Fahrrad- als auch Wanderstrecken, die wegen ihrer ‚Flachheit‘ bestens für Familien, Urlauber mit Hund und Senioren geeignet ist. Auf so manchen Routen passieren Sie interessante alte Ortschaften und uralte historische Stätte. Vor allem aber viel Marschland, Kanäle, Flüsse und Deiche – und jenseits davon das UNESCO-Weltnaturerbe „Nationalpark Wattenmeer“. Die Tiefs und Priele, natürliche Wasseradern im Watt, bieten spezialisierten Kuttern seit Jahrhunderten Durchfahrten zu kleinen Häfen, häufig nicht mehr als breitere Wasserbecken, wo sie ihre „Krabben“ – die schmackhaften Nordseegarnelen – entladen. Und wer sich etwas abseits der Küstenlinie auf Entdeckungstour begibt, der wird von einer stillen Schönheit der Moorlandschaft und der Schlichtheit alter Backsteinhöfe umfangen. Wenn Sie sich auf unkonventionelle Weise mit dem Kolorit der Gegend und der Eigenheiten ihrer Bewohner vorab vertraut machen möchten, dann gönnen Sie sich einen entspannten Abend mit dem von der Kritik gelobten „Nordlichter“-Debütfilm Vorstadtrocker von Martina Plura, der unter anderem in Bremerhaven und Wremen gedreht wurde.
Bremerhaven: ein guter Ausgangsort
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Bremerhaven hat sich mittlerweile zu einer Stadt gemausert, die enorm viele touristische Attraktionen bietet. Ich stamme selbst aus dieser Gegend und bin natürlich etwas voreingenommen, doch zweifelsohne hat Bremerhaven bezüglich der Sehenswürdigkeiten Cuxhaven überholt. Nur bei den Stränden kann „Brhv.“ es mit der nördlichen Nachbarin nicht aufnehmen, auch wenn die Bremerhavener Stadtväter einen künstlichen Strand am Stadtdeich aufschütten ließen.
Zu den Top-Sehenswürdigkeiten, auf die die Bremerhavener zurecht stolz sind, zählen die sogenannten Havenwelten, eine kilometerlange Deich- und Hafenmeile, auf der Sie die Qual der Wahl zwischen alteingesessenen wie modernen Restaurants, Deichcafés, alten Produktionsstätten von allerlei Fischerzeugnissen, hochkarätigen Museen, einem altehrwürdigen Zoo und natürlich auch viel maritimen Schnickschnack haben. Das alles ist nicht an einem Tag zu bewältigen, weswegen Bremerhaven sich bestens als Urlaubsbasis eignet, um das benachbarte Cuxland zu erkunden. Die folgende Aufzählung möchte daher nur Appetithappen sein und einen kleinen Überblick bieten:
- Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven: ein international preisgekröntes interaktives Museum am Kaiserhafen, in dem Sie sich auf die Spuren der Auswanderer begeben (mit Restaurant und Café).
- Klimahaus Bremerhaven 8° Ost: ohne zu verreisen betreten Sie hier alle wichtigen Klimazonen der Welt.
- ATLANTIC Hotel SAIL City mit Aussichtsplattform, Café und Restaurant.
- Einkaufspassage und Erlebniswelt MEDITERRANEO direkt am Stadtdeich.
- Architektonisch interessante, am alten Kaiserhafen gelegene Lloyd Marina mit vielen Segelschiffen, einem Café und „Wohnen am Deich“.
- Zoo am Meer: eine alte Institution in Bremerhaven.
- Deutsches Schifffahrtsmuseum: entworfen von dem bedeutenden Architekten Hans Scharoun beherbergt es alte und moderne Schiffsrelikte.
- Museumshafen mit dem U-Boot „Wilhelm Bauer“.
- Historisches Museum Bremerhaven: zeigt das maritime Leben und historische Entwicklung der Auswanderer- und Hafenstadt.
- Schaufenster Fischereihafen: etwas weiter vom Zentrum entfernte, alte und neue Fischereidocks mit Hallen, in denen von Sushi bis Reibekuchen, von Heinz-Mütze bis Buddelschiff touristisch viel geboten wird.
Die langgestreckte „Havenstadt“ bietet überraschend viel Wasserwege – Flüsse, Kanäle, Hafendocks, Marschland – und schöne kleine oder große Wander- und Fahrradtouren, auf denen Sie den Flussläufen der Geste oder der Weser folgen und nebenbei einiges an maritimer Vergangenheit (und Gegenwart) der Stadt entdecken.
Weddewarden: unbedingt eines Abstechers wert
Weddewarden ist ein uraltes Dorf, geduckt zwischen dem Grauwall-Kanal und dem Weser-Deich, mit schönen kopfsteingepflasterten Wegen, alten klassischen Bauernhöfen und Backsteinherrenhäusern. Es gehört als nördlichster Stadtteil zu Bremerhaven und ist gleichzeitig die älteste eingemeindete Ortschaft, die dokumentarisch belegt auf das 10. Jahrhundert zurückgeht. Ausgrabungen konnten jedoch nachweisen, dass die ersten Niederlassungen aus dem 1. Jahrhundert stammen.
Zu den Highlights des alten Dorfes zählen die aus dem 19. Jahrhundert stammenden prächtigen Bauernhöfe Hof Sibbern (1838), Friesenstube (1882) und Hof Rall (1900). Mit einer spannenden Geschichte wartet hinter das Schloß Morgenstern. Lassen Sie sich nicht vom Namen irreleiten – das Gebäude ist ein großes Backsteinhaus, ein Herrenhaus, das auf dem Grund einer Wehranlage aus dem 16. Jahrhundert steht. Einst baute hier der Erzbischof von Bremen eine Burganlage gegen die Freien der Bauernrepublik Wursten, die sich dem Erzbischof nicht unterordnen wollten. Aus den Ruinen der Burg entstand später die Gaststätte „Schloß Morgenstern“, in der 1882 der Marschendichter Hermann Allmers zusammen mit Gleichgesinnten den Heimatbund „Männer vom Morgenstern“ gründete. Diese Vereinigung besteht bis heute. Ihr ist ein großer archäologischer und volkskundlicher Schatz zu verdanken, der über Jahrzehnte zusammengetragen wurde und später den Grundstock für das „Morgenstern-Museum“ und das heutige Historische Museum Bremerhaven lieferte. Weddewarden bietet neben historischer Spurensuche auch moderne Architekturüberraschungen an der Morgensternstraße 4, wo der Architekt Peter Weber (Columbus-Center, Bürgerhäuser Deichstraße) 1981 die sehenswerte Wohnanlage Brinkama-Hof erbaute.
Ein entspannender Deichspaziergang bringt Sie von der ehemaligen Gasstätte „Schloß Morgenstern“ zu dem sogenannten Ochsenturm (Besteigung möglich), der ein pittoreskes Überbleibsel der auf das Jahr 1218 datierten Kirche ist (im 19. Jh. abgerissen). Hier gibt es noch einen alten Friedhof und uralte Grabplatten adeliger Geschlechter zu besichtigen.
Das große Pech ereilte Weddewarden, als die Stadtväter Bremerhavens beschlossen, den bestehenden Containerhafen CT4 auszubauen. Die vielen Proteste der Bewohner nutzten nichts, die „North Sea Terminal Bremerhaven“ wurde zwischen 2004 und 2008 ausgebaut. Ihr mussten der Deich und das ehemalige Naturschutzgelände, das Weddewarden umgab, weichen. Riesige Areale wurden planiert, zubetoniert und zu einer Terminalfläche von insgesamt 4,6 Kilometern Länge, der „Längste Stromkaje der Welt“, umfunktioniert. Statt auf grüne Wiesen, Brutplätze der Zugvögel und die Weser zu blicken, haben die Weddewardener nun ein Tag und Nacht beleuchtetes Gelände mit Tausenden von Autos vor sich. Aus diesem Grund gibt es auch die historische Gaststätte „Schloß Morgenstern“ nicht mehr, dabei beherbergt das Gebäude immer noch ein sehenswertes Archiv der „Morgenmänner“ (Besichtigung auf Anfrage).
Trotz oder gerade wegen dieser bedauerlichen Entwicklung ist Weddewarden unbedingt eines Abstechers wert. Mein Tipp: Besuchen Sie auf einer Wattwanderung die beiden in der Weser vor Weddewarden liegenden künstlichen Inseln Brinkamahof II. und Langlütjen II., die 1872 als Wehranlagen angelegt wurden! Zu meiner Zeit war es üblich, vom Weddewardener Deich aus direkt bei Ebbe auf die Inseln zu wandern, doch seitdem der Deich dem Terminal weichen musste, ist es ratsamer, an einer geführten Wanderung teilzunehmen.
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Wremen: der stille Ort am Deich
15 Kilometer nördlich von Bremerhaven liegt Wremen. Auch dieser ist ein uralter Ort, der im 5. Jahrhundert aus einzelnen Bauernhöfen auf sogenannten Wurften – künstlich angelegte Hügel –entstand. Alte Fotoaufnahmen des Dorfs zeigen pittoresk mit alten Bäumen umstandene Fischerhäuser und Bauernhütten, die sich nur eine Handbreit hinter dem alten Deich ducken. Heute ist es zwar nicht mehr so beschaulich, und das Wasser ist ein gutes Stück vom Ort abgerückt, doch die alten Spuren lassen sich immer noch finden. Kunsthistoriker und Geschichtsinteressierte sollten einen genaueren Blick in das Innere der Willehadi-Kirche werfen. 1200 erbaut ist sie die älteste und mächtigste, eine sogenannte Wehrkirche im Wurstener Land. Schauen Sie sich das „auf Kante“ behauene Mauerwerk an. Dieser Tuffstein wurde per Schiff extra für die Kirche aus dem Rheinland hierher verschifft. Im Inneren gibt es barock ausgemalte Balkendecke, Reste frühmittelalterlicher Ausmalung sowie eine herrliche Peternell-Orgel von 1864, die die Kenner der Materie besonders erfreuen wird.
Der Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“, gleichzeitig UNESCO-Weltnaturerbe, liegt gleich hinter dem Deich und lockt mit schönen Wattwanderungen. Der beschauliche Watthafen, in dem die Krabbenkutter kaum verändert seit Jahrhunderten mit ihrem feinen Fang anlegen, ist eine hervorragende Adresse, um sich mit frischem Fisch- oder Krabbenbrötchen aus den benachbarten „Buden“ zu versorgen. Eine gute Adresse für norddeutsche Spezialitäten wie Heringssalat, diverse Fischbrötchen, Krabben mit Ei, und einige andere fischige und nicht-fischige Speisen (den Altdeutschen Apfelkuchen probieren!) in ungezwungener Atmosphäre und mit Blick über den Wremer Hafen ist das Imbis SieBHAUS, wo auch Hunde willkommen sind. Im Liegestuhl davor unbedingt den Sonnenuntergang und die großen Pötte beobachten.
Dorum-Neufeld: zwischen Wellenbad und Watt
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11 Kilometer von Wremen entfernt liegt Dorum-Neufeld, der maritime Ableger der sieben Kilometer im Landesinneren gelegenen Kleinstadt Dorum. Obwohl es mit seinem Sielhafen und den dort täglich mit Krabben anlegenden Kuttern durchaus Ähnlichkeiten mit Wremen hat, ist Dorum-Neufeld bei weitem nicht so verschlafen. Durch die relative Nähe zu Cuxhaven und Sahlenburg hat sich Dorum-Neufeld bestens auf Touristen und Ausflügler eingestellt und bietet ihnen zwei Watt-Badestrände, eine schöne Hundewiese mit Strandkörben, sowie das „Cuxland Deichschlösschen“, ein Wellness- und Kurhaus mit beheiztem Schwefelsole-Wellenfreibad, sowie ein Kinderspielhaus an. Insbesondere das Wellnessbad ist eine gute Option, wenn man sich beim richtigen Schietwedda sonst nicht vor die Tür trauen mag. An Sehenswertem bietet Dorum-Neufeld den 37,4 Meter hohen Leuchtturm Obereversand, der ehemals in der Außenweser seinen Dienst verrichtete und 2003 nach Neufeld versetzt wurde. Noch im Betrieb wurde er zum Denkmal ernannt und kann über eine Außentreppe bestiegen werden. Gleich neben dem Freibad steht das Nationalpark-Haus Wurster Nordseeküste, das mit einigen maritimen Exponaten und einem Aquarium Einblicke in das Leben im Watt als auch aktuelle Bildungsangebote bietet.
Traum(heide)landschaft auf dem Weg nach Cuxhaven
Von Dorum-Neufeld ist es nicht weit zu einer ganz besonderen Oase, den Cuxhavener Küstenheiden. Dieses Stück teilweise unberührter Landschaft liegt zwischen dem Ferienort Sahlenburg und Altenwalde.
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Sie verdankt ihre Existenz der Bundeswehr, die dieses ehemalige Sperrgebiet jahrzehntelang als Manöver-Übungsplatz nutzte. Durch diese spezielle Klausur konnte sich hier eine Natur erhalten, die sonst an der Küste durch landwirtschaftliche Verwertung und exzessiven Bau von Wohn- und Urlaubsdomizilen kaum mehr zu finden ist. Dieser spannende Landschaftsrest steht mittlerweile unter Naturschutz und wird als „maritim geprägtes Naturschutzgebiet mit Krähenbeerenheiden, Heidemooren, Dünen und Sumpf- und Bruchwäldern“ beschrieben. Die Küstenheide dient nicht nur vielen Insekten und Vögel als Lebensraum, sondern auch zwei „Urtieren“: der polnischen Wildpferdrasse „Konik“ (plural Koniki), was auf Polnisch einfach „Pferdchen“ heißt, und dem gleichfalls aus Polen stammenden Bison, auf Deutsch Wisente, der in der Cuxhavener Küstenheide allerdings anders als in seiner polnischen Heimat hinter hohen Elektrozäunen leben muss. Sicherlich ein Wermutstropfen, denn diese sehr scheuen Tiere verstecken sich lieber in dichten Wäldern ihrer Heimat. Auf den Weideplätzen in der Heide treffen Sie aber auch auf weniger scheue und fast genauso imposante Heckrinder, eine Rasse, die die Zoologen Heinz und Lutz Heck mit der Idee einer Rückzüchtung zum Auerochsen aus verschiedenen alten Rinderrassen schufen. Schöne Wander- und Radwege mit Infotafeln und manchmal auch Benimmregeln, die wegen der hier lebenden Tiere unbedingt zu beherzigen sind, durchziehen die Heide.
Mein Tipp: Auf halbem Weg zwischen Wremen und Dorum liegt die nette Farm der Familie Herr (Alte Kreisstraße 4, Wurster Nordseeküste). Sie lohnt eines Abstechers, um echte südamerikanische Alpaka zu sehen. 21 von diesen possierlichen Tieren leben hier. Auch wenn sie mich an eine Kreuzung aus großen Schafen und Straußen erinnern, sind sie eng mit Kamelen verwandt. Aufgrund ihres freundlichen Wesens werden sie, neben der primären Vliesgewinnung, auch als Therapietiere gehalten. Im hofeigenen Laden können Sie Alpakawollerzeugnisse erwerben und sich mit Tee, Kaffee & Kuchen stärken. Voranmeldete Gäste genießen eine ausführliche Hofführung oder eine Alpaka-Trekkingtour. Für echte Interessenten gibt es auch Seminare zur Haltung der Alpakas.
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