Wer zum ersten Mal in Berlin ist, lässt sich die Klassiker wie Brandenburger Tor, Fernsehturm und Eastside Gallery natürlich nicht entgehen. Doch wer die Must-Dos schon abgehakt hat oder einfach keine Lust auf das typische Sightseeing hat, findet in Berlin viele sehenswerte Orte abseits der typischen Touristenpfade. Wir haben ein paar Berlin Geheimtipps gesammelt, von abwechslungsreichen Spaziergängen, über das Lieblingsfeld der Berliner, Architekturikonen bis hin zu exotischen und lokalen Köstlichkeiten.
#1 Spaziergang Treptower Park
Ein lohnenswerter Spaziergang mit viel Grün und historischen Orten beginnt am S-Bahnhof Treptower Park. Immer entlang der Spree geht es am Treptower Hafen zunächst an Ausflugsschiffen und Hausbooten vorbei.
Der erste Stopp ist dann die Insel der Jugend. Über die Abteibrücke betrittst du dieses Kleinod. Im Sommer wird hier in der Sonne gebadet, gepaddelt oder im Inselgarten bei einem frisch gezapften Tankbier auf Sonnenstühlen entspannt. Events wie Freiluftkino, Poetry Slam, Konzerte und Theater locken an den Abenden, im Winter macht man es sich im Haus gemütlich und lässt sich regionale Küche schmecken.
Nach der Verschnaufpause geht es weiter durch den Plänterwald bis zum verlassenen Spreepark, dem einst einzigen Freizeitpark der DDR. Der Lost Place soll zu einem öffentlichen Park umgestaltet werden, momentan kann der Spreepark nur zu bestimmten Terminen im Rahmen einer Führung besucht werden, weil die Bauarbeiten schon begonnen haben. Aber auch vom Zaun aus lässt sich immer wieder ein Relikt aus den alten Zeiten des Vergnügungspark entdecken. Das Riesenrad ist weithin sichtbar, das zukünftig das Zentrum des neu gestalteten Parks werden soll. Auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt kommst du durch den südlichen Teil des Treptower Parks am Sowjetischen Ehrenmal und Soldatenfriedhof vorbei. Die Gedenkstätte zu Ehren der gefallenen Soldaten der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg ist mit dem streng symmetrischen Aufbau, der schieren Größe und der monumentale Statue eindrucksvoll und dabei ein echter Geheimtipp.
#2 Tempelhofer Feld – Berliner Freiheit
Die Berliner Luftbrücke mit den Rosinenbombern machten den Tempelhofer Flughafen einst weltberühmt. Mittlerweile starten hier keine Flieger mehr. 2008 wurde der Flugbetrieb in Tempelhof eingestellt, seit 2010 ist das Tempelhofer Feld als Park für Besucher geöffnet. Heute ist das Tempelhofer Feld mit über 300 Hektar das beliebteste innerstädtische Naherholungsgebiet. Im Flughafengebäude finden Messen statt, auf dem Rollfeld Veranstaltungen wie die Formel E. Entlang der ehemaligen Start- und Landebahnen drehen Jogger, Radfahrer und Inlineskater ihre Runden.
Über den Grillwiesen hängen Rauchwolken. Man trifft sich zum Gärtnern, Minigolfspielen oder im Biergarten. Hier kann der Kite zum Kiteboarden ausgepackt werden, andere lassen Drachen steigen. Skater machen ihre Tricks am Skatepark. Und nicht zuletzt kommen die Hunde auf den Auslaufwiesen auf ihre Kosten. Auf dem Weg über die Startbahn kannst du dir einen Kaffee „to go“ beim Coffeebike holen. In der Kulisse des ehemaligen Flughafens gibt es hier viel Platz zum Auspowern und das mit dem für Berlin typischen Maß an Kreativität. Wer das Tempelhofer Feld besuchen will, sollte seine Größe nicht unterschätzen: Vom Eingang an der S-Bahn-Station Tempelhof bis zum Haupteingang am Columbiadamm läuft man eine gute halbe Stunde, aber es lohnt sich, denn das Tempelhofer Feld ist einzigartig.
#3 Teufelsberg – Lost Place mit Aussicht
Wer Lust hat, etwas raus aus der Stadt zu kommen, der ist im Grunewald immer gut bedient. Ein lohnender Ausflug ist der Besuch der ehemaligen Abhörstation am Teufelsberg, deren weiße Kuppel weit sichtbar auf einer Anhöhe stehen. Einst wurde der Teufelsberg aus Trümmern des 2. Weltkriegs errichtet. Ab den 1950er-Jahren bauten die West-Alliierten hier ihre Militäranlage, mit der man ab 1963 in den Osten lauschte. Nach der Wende und dem Abzug der Alliierten wurde das Gelände verkauft. Es sollten Wohnungen entstehen, doch das Vorhaben scheiterte.
Seitdem ist der Teufelsberg ein Ausflugsziel für Abenteurer und Neugierige. Inzwischen ist die US-amerikanische Abhörstation dem Verfall preisgegeben aber ein Besuch des markanten Orts ist möglich und sehr interessant! Auch die Aussichtsplattform mit den markanten Radomen und der Kuppel kann besucht werden, genau wie das ganze 48.000 Quadratmeter große Areal erkundet werden kann. Es gibt Wissenswertes zur Geschichte des Teufelsbergs und fotografische Impressionen aus dem Kalten Krieg. Für Street-Art-Fans bietet die höchstgelegene Street-Art-Galerie viel zu sehen. Geöffnet ist die Anlage am Teufelsberg täglich von 11 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die Tickets kosten 8 Euro.
#4 Thaipark– Thailand in Berlin
Am Wochenenden geht es im Preußenpark in Berlin-Wilmersdorf direkt am Fehrbelliner Platz gesellig zu. Bunte Schirme und Grillschwaden prägen das Bild. Wer Fan von asiatischem Streetfood ist, sollte den Besuch im Thaipark nicht entgehen lassen. Seit vielen Jahren, etwa ab Mitte der 1990er Jahre etablierte sich der Park zu einem beliebten Treffpunkt für thailändische Familien aber auch Filipinos, Chinesen, Vietnamesen und Laoten, die sich hier bei schönem Wetter mit Freunde und der Familie zu treffen und frisch gekochte Speisen zu verkaufen. Im Stil der thailändischen Garküchen bieten die Köchinnen Leckereien an. Frisch zubereitetes Pad Thai, Papayasalat, gegrillte Fleischspieße oder Sticky Rice mit Mango und sogar frittierte Insekten – hier gibt es authentische Gerichte in einer ganz besonderen Atmosphäre.
Der Markt findet von April bis Oktober, freitags bis sonntags, jeweils von 10 bis 20 Uhr statt. Bei schlechtem Wetter gibt es meist nur wenig Stände, also lieber den Park bei Sonnenschein aufsuchen.
#5 Markthallenhopping – Von lokal bis hipster
Markthallen sagen viel über eine Stadt aus. Hier kommen die Spezialitäten der Region auf den Tisch, die Einheimischen machen ihre Besorgungen. In Berlin gibt es noch eine Reihe an Markthallen aus dem 19. Jahrhundert, mal hip, mal unaufgeregt authentisch. Wie wäre es mit einem Markthallen-Hopping? Wer sich mit Berliner Markthallen beschäftigt, kommt an der Markthalle Neun nicht vorbei. Die Halle in Kreuzberg ist sicherlich die hippste und angesagteste Markthalle in Berlin. Im Jahr 2011 wurde die alte Eisenbahnmarkthalle aufwändig saniert und umgestaltet. Der Fokus liegt auf fair, ökologisch und regional erzeugten Produkten. So gibt es Obst und Gemüse aus Brandenburg aber auch Street-Food-Stände mit Burgern, Wein und Käse oder asiatischen Leckereien. Thementage locken zahlreiche Besucher, beim „Street Food Thursday” gibt es die neuesten Trends der schnellen Küche zu kosten.
Die Marheineke Markthalle im Kreuzberger Bergmannkiez ist der Mittelpunkt des Viertels. Hier treffen sich Nachbarn beim Einkauf. Auf 3.000 m² werden Fleisch, Käse, Milch, Brot, Fisch, Obst, Gemüse und Blumen angeboten. Den Hunger kann man an den vielen Imbissen stillen. Das Angebot reicht vom mediterranem Biobuffet, über vegane Gerichte bis zu griechischen oder chinesischen Spezialitäten.
Die denkmalgeschützte Arminius-Markthalle im Ortsteil Moabit im Bezirk Berlin-Mitte lässt mit ihren Säulen und gotischen Bogenfenstern die Herzen von Architekturliebhabern höherschlagen. Es gibt frisches Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch sowie Essensstände mit Pizza, vietnamesischen Essen oder Schnitzel für den Happen zwischendurch oder zum Mittag- oder Abendessen.
#6 Corbusierhaus – Architektur-Legende
Wer das Berliner Olympiastadion besucht, sollte unbedingt einen Abstecher zum nahegelegenen Corbusierhaus in der Flatowallee einplanen. Das nach den Plänen von Le Corbusier erbaute Wohnhaus ist ein Vorreiter des sozialen Wohnungsbaues. Die Wohnungstypen namens „Unité d’Habitation“ sollten das städtische Wohnen revolutionieren. Das Berliner Haus wurde für die Internationale Bauausstellung von 1957 (Interbau) entworfen und sollte ursprünglich im Hansaviertel realisiert werden, wurde jedoch wegen Platzmangel an der heutigen Stelle errichtet. Statt enger und dunkler Hinterhöfe plante Le Corbusier lichtdurchflutete Wohnungen, die dem Goldenen Schnitt und somit an die durchschnittlichen Maße der Menschen angepasst waren.
Leider wurde einiges in der Berliner „Wohnmaschine“ nicht nach den Vorstellungen des Architekten durchgesetzt, denn normalerweise sollten in der Mitte des Hauses ein Geschoss mit Geschäften des täglichen Bedarfs entstehen, die Dachterrasse begrünt und als Erholungsort genutzt werden. Im Foyer des Wohnhauses gibt es eine kleine Ausstellung mit Wissenswertem zum Bau und den hinter dem Projekt steckende Ideen. Das Corbusierhaus steht seit 1996 unter Denkmalschutz. Für Architekturfans ein absolutes Muss!