Ein Urlaub an der Ostsee ist Balsam für die Seele. Doch wer neben all der Natur und frischen Luft noch etwas Kulturprogramm einplanen will, sollte einen Besuch in Lübeck einplanen. Als Tagesausflug von der Ostsee ist der Trip zur „Königin der Hanse“ unkompliziert möglich. In weniger als einer halben Stunde ist man von Travemünde oder Timmendorfer Strand in der Stadt und holt sich bei all der Ostseeentspannung noch ein wenig hanseatische Urbanität ab.
Vormittags: Süßem auf der Spur
Lübeck ohne Marzipan? Unvorstellbar! Das Traditionsunternehmen Niederegger mit dem typisch glänzend roten Papier ist weltweit bekannt. 1803 kam Georg Niederegger nach Lübeck, wo er zunächst angestellt in einer Konditorei arbeitete und später sein eigener Chef wurde. Marzipan gibt es seit dem 15. Jahrhundert. Man geht davon aus, dass die süße Mandelmasse vom heutigen Iran über Spanien nach Deutschland gelangte. Bevor es hier als allseits beliebte süße Nascherei bekannt wurde, galt Marzipan erst als Medizin, dann als exklusive Nascherei für die Oberschicht. Erst im 19. Jahrhundert wurde Marzipan für die breite Bevölkerungssicht zugänglich.
Wer mehr über die Süßigkeit erfahren will, ist in Lübeck goldrichtig. Im Niederegger Marzipan-Museum erfahren Besucher alles über die Geschichte des Marzipans von den Rohstoffen über Handel bis zur Firmengeschichte des Hauses. Nach der Theorie geht es direkt zur Praxis über: Im Café des Stammhauses Niederegger in der Breiten Straße gibt es die vielleicht beste Marzipantorte der Stadt und im Shop süße Mitbringsel für Zuhause.
Lunch: Deftig-frisch zwischendurch
Wem es nach Süßem nun nach Deftigem gelüstet, besucht den Kartoffelspeicher direkt an der Trave. Hier in der Nähe des Holstentors dreht sich alles um die Knolle. Es gibt Ofenkartoffeln mit kreativen Belägen — mediterran, mexikanisch, klassisch und noch vieles mehr. Ein gute Adresse für ein schnelles und leckeres Mittagessen!
Nachmittag: Auf Stippvisite durch die Hansestadt
Nach der Pause steht am frühen Nachmittag der Altstadtbummel an. Sieben Türme prägen den mittelalterlichen Kern Lübecks. Das Besondere ist, dass die historische Altstadt, auf einer Insel gelegen ist. Ringsum fließen Trave und der Elbe-Lübeck-Kanal. Der Eingang zur Altstadt ist das Wahrzeichen und sicherlich bekannteste Gebäude der Stadt, das Holstentor. Einst zierte es den 50-Mark-Schein und selbst Andy Warhol nutzte das Motiv für seine Pop-Art. Im Mittelalter diente das Stadttor zur Verteidigung und strahlte mit seiner wehrhaften Feldseite hanseatische Macht aus.
Direkt neben dem Tor befindet sich das alte gotische Rathaus. Der Backsteinbau war zur Zeit der Erbauung eines der größten Rathäuser Deutschlands. Nicht nur von außen ist das Gebäude eindrucksvoll, auch von innen. So etwa der alte Audienzsaal, der nicht nur durch seinen Prunk auffällt, sondern auch ein interessantes und sehr bildhaftes Detail preisgibt. Aus dem Gerichtssaal führen zwei Türen, eine hohe und eine niedrige. Durch die hohe Tür durften alle, die freigesprochen wurden, hinaus. Durch die niedrige verließen Verurteilte mit gesenktem Haupt das Gericht.
Beim weiteren Spaziergang über die Altstadtinsel geht es über Kopfsteinpflaster durch kleine Gassen und immer wieder in idyllische Hinterhöfe. Hier zeigt sich, wie eng man im Mittelalter bauen musste. Jeder noch so kleine Platz wurde genutzt und so entstanden die für Lübeck typischen bewohnten Gänge und Buden. Viele von den Innenhöfen sind heute noch frei zugänglich und mittlerweile Teil des Lübeckers Weltkulturerbe. Etwas kurios sind auch die Straßennamen der Altstadt: So kann man in Lübeck direkt vom Fegefeuer in die Hölle, zwei der dramatischsten Straßennamen.
(Nicht nur) Schlechtwetteralternative:
Das Europäische Hansemuseum ist nicht nur bei norddeutschem Schietwetter einen Besuch wert. Das Museum führt durch die Geschichte der Hanse und dabei darf angefasst, gerochen und anprobiert werden, digitale Angebote sorgen für moderne und kurzweilig Wissensvermittlung. Hier geht probieren, über studieren und das gefällt nicht nur Kindern. Teil der Ausstellung ist auch eine der bedeutendsten Klosteranlagen Norddeutschlands, bei der man sich ein wenig aus der Zeit gefallen fühlt. www.hansemuseum.eu
Alle Informationen gibt es hier.
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr (außer 24. Dezember)
Eintrittspreise für die Dauerausstellung: 14 Euro (Erwachsene), 9 Euro (ermäßigt), frei für Kinder unter 18 Jahren (Tickets müssen vorab online gekauft werden)
Dinner-Time: urig hanseatisch
Nach einem Tag voller Eindrücke knurrt der Magen. Die hanseatische Möglichkeit, den Hunger zu stillen, bietet die Schiffergesellschaft. Die Traditionswirtschaft katapultiert die Gäste kopfüber in die Hansezeit. Von der Decke baumeln Boote und Kronleuchter, an den Wänden gibt es so viel Dekoration, dass man gar nicht weiß, wohin man als Erstes schauen soll, und die Sitzbänke sind mit Holzschnitzereien verziert. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich die Zeiten, als hier die Lübecker Schiffer zu Versammlungen zusammenkamen, lebendig vorzustellen. Hier fließt Geschichte durch jede Holzritze. Zu essen gibt es norddeutsche Hausmannskost wie Labskaus, fangfrischen Seefisch, aber auch Gemüsegerichte.
Abendprogramm: Zwischen Livemusik und Strandbar
Wer nicht in der Schiffergesellschaft versacken will, der kann in Lübeck um die Häuser ziehen. Im Sommer, wenn lange Tage und grandiose Sonnenuntergänge warten, ist der Strandsalon der vielleicht schönste Ort für einen Sundowner. Am Stadtstrand auf der nördlichen Wallhalbinsel lassen sich ganz wunderbar die lauen Nächte durchtanzen.
Livemusik gibt es im Tonfink, das sich vom Café mit leckerem Kuchen am Nachmittag zur gemütlichen Bar und Kulturlocation am Abend verwandelt. Im Tonfink gibt es regelmäßig richtig gute Konzerte, Lesungen und Kabarett. Das Beste: In der Regel sind die Veranstaltungen kostenlos und am Ende wird Geld für die Künstler gesammelt. Es lohnt sich also, einen Blick ins Programm zuwerfen.
Urlaub an der Lübecker Bucht