Schweden und Strandurlaub? Vielleicht nicht das Erste woran man denkt, wenn man Urlaub in Skandinavien machen möchte. Dabei sind die weißen Sandstrände Südschwedens legendär, ganz besonders die schwedische Riviera an der Westküste und der weiße Sand von Sandhammaren in Schonen. In Schwedens südlichster Provinz ist die Badesaison dank des warmen Klimas sogar länger als im Rest des Landes.
Tylösand und Mellbystrand
Gibt es sie tatsächlich, die schwedische Riviera? Ja, es gibt sie. Sie liegt an der Westküste zwischen Malmö und Göteborg, heißt Tylösand und befindet sich knapp 8 km westlich der Provinzhauptstadt Halmstad. Der sieben Kilometer lange, dünengesäumte Sandstrand in dem 400 Einwohner zählenden Ort ist Tummelplatz skandinavischer Prominenter, die hier ihre Sommervillen haben. Kein Wunder, ist hier doch der exklusivste Golfclub Südschwedens, der Halmstad Golf Club, beheimatet. Per Gessle, Gründer und Gitarist des schwedischen Gruppe Roxette, heute Frontmann von Gyllene Tider, besitzt hier das Hotel Tylösand. Der mondäne Strand ist im Sommer heillos überfüllt, aber hier gilt ohnehin „sehen und gesehen werden“.
Weniger mondän, aber wunderschön ist der Mellbystrand im gleichnamigen Küstenort an der Laholm-Bucht, mit 12 Kilometern Schwedens längster zusammenhängender Sandstrand, der auf 300 Metern Länge auch über einen Hundestrand verfügt. Mellbystrand liegt 23 km südlich von Halmstad. Mögen Sie Kunst? Dann schauen Sie sich in Halmstad unbedingt die 15 Meter hohe Skulptur „Kvinnohuvud“ (Frauenkopf) von Pablo Picasso an, die der Künstler der Stadt im Jahr 1972 spendete. Sehenswert ist auch Carl Milles’ Brunnen „Europa mit dem Stier“ auf dem Marktplatz. Golfen Sie gern? Halmstad gilt als Golfhauptstadt Schwedens – in der Umgebung können Sie an 183 Löchern ihr Handicap verbessern!
Tipp: Probieren Sie mal das leckere Gebäck im urigen Karlslunds Café in Halmstad, Assarp Karlslund 436 (geöffnet: Mittsommer bis 2. Sept., Do-So 11-18 Uhr).
Sandhammaren
Sind Sie Wallander-Fan? Dann kennen Sie den Küstenstreifen Sandhamaren in Österlen, östlich von Ystad, aus Henning Mankells Kriminalromanen. Helleren und feineren Sand findet man an keinem anderen Strand in Schweden – der breite, 8 km lange Sandstrand an Schonens südöstlichster Küste, der mit seinen endlosen Dünenlandschaften zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, zählt zu den schönsten des Landes. Er ist so weitläufig, dass sich auch an Hochsommertagen noch ein ruhiges Plätzchen findet. Beim Schwimmen ist allerdings Vorsicht geboten, denn das Meer vor Sandhammaren ist für seine starke Strömung bekannt. Diese und gefährliche Sandbänke sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Schiffsunglücke Mit über 1.000 Wracks befindet sich vor der Küste der größte Schiffsfriedhofs Schwedens. Kein Wunder, dass hier Mitte des 19.Jh. die erste Seenotrettungsstation Schwedens entstand, die heute ein Museum ist. Die Warn- und Informationsschilder sollten vor dem Gang ins Wasser unbedingt beachtet werden.
Tipp: Besuchen Sie das Wallander-Museum in den Filmstudios „Cineteket Ystad Film & Experience Center“ am Elis Nilssons väg 14 in Ystad (Mo-Do 16-16, Sa 10-16 Uhr). Es geht dort nicht nur um Wallander. In den Studios wurden auch andere schwedische Krimis gedreht, z.B. Teile von „Die Brücke“.
Skanör-Falsterbro
Sind Sie mit Kindern unterwegs? Dann sind die Strände des Doppelortes Skanör-Falsterbro mit ihrem flachen Wasser genau richtig – ganz besonders der 3 km lange Sandstrand von Skanör. Ein Hingucker sind die bunten hölzernen Badehütten, die in den Dünen verstreut entlang des Strandes stehen. Die Halbinsel liegt 25 km südlich von Malmö und bildet die Grenze zwischen der Ostsee und dem Öresund.
Tipp: Machen Sie sich am frühen Morgen auf Bernsteinsuche. Nirgendwo in Schweden findet man so viel Bernstein wie auf Falsterbonäset.
Lomma und Bjärred
Baden mit Blick auf die Øresundbrücke, Kopenhagen und den Wolkenkratzer Turning Torso in Malmö – das verspricht der Sandstrand von Lomma in der gleichnamigen Bucht am Øresund. Das Ufer fällt sehr langsam und flach ab, weshalb der Strand mit seiner hübschen Dünenlandschaft besonders bei Familien mit Kindern beliebt ist. Stellenweise ist der weiße Sandstrand bis zu 60 Meter breit. Lomma liegt ca. 12 km nördlich von Malmö.
Ebenso flach ist der Sandstrand von Bjärred, 6 km nordwestlich von Lomma. Der Strand befindet sich neben der 600 Meter langen Seebrücke Långa Bryggan, an deren Ende ein Kaltbadehaus mit Badeplatz und Sauna steht. Übrigens, in Schweden sind Saunen streng nach Geschlechtern getrennt, und man sitzt darin nicht nackt, sondern in ein Badetuch gehüllt oder in Badekleidung. Bjärred entstand im 19. Jh. als Badeort für Lund. Der familienfreundliche Strand punktet mit einem Spielplatz, Grillplätzen, Duschen und Toiletten und einem Eiscremekiosk – zum Kiosk muss man allerdings die Straße überqueren.
Tipp: Essen Sie im Restaurant Bjerreds Saltsjöbad zu Mittag. Das Restaurant liegt am Ende der Seebrücke und bietet eine herrliche Sicht auf Dänemark.
Malmö-Ribersborg
Urbane Copacabana nennen die Einwohner Malmös ihren 2,5 km langen zentrumsnahen Sandstrand mit Kiosken, Strandcafés und Snackbars. Mit Grillplätzen, Ballspielen aller Art, Spielplatz und Windsurfing ein Tummelplatz für Groß und Klein. Im Ribersborg Kallbadhus (Kaltbadehaus) lässt sich die Badesaison bis zur Adventszeit verlängern. Das Scaniabadet im westlichen Hafen von Malmö verfügt über drei Docks und eine große Sonnenterrasse aus Holz mit Blick auf die Øresundbrücke, Kopenhagen und den Turning Torso.
Tipp: In der urigen Weinbar „Gustavino“ werden in italienisch-schwedischem Ambiente Snacks und kleine Gerichte aus dem mittelitalienischen Latium serviert. Der italienische Inhaber, dessen Mutter aus Deutschland stammt, spricht perfekt Deutsch. Kyrkogatan 3, Malmö, Di-Sa 16.30-23, Fr/Sa bis 24 Uhr.
Mölle – Halbinsel Kullen
Baden wie der Kaiser! Der Badeort an der Spitze der Kullen-Halbinsel war das erste Seebad des Landes, in dem Frauen und Männer gleichzeitig baden durften. Im 19. Jh. ein Skandal. Erst als Schwedenkönig Oskar II. 1869 anreiste, wurde das sündhafte Tun gesellschaftsfähig. Kaiser Wilhelm II. besuchte Mölle 1907 und war von dem Seebad, den schönen Sandstränden und Buchten so begeistert, dass er drei Jahre später einen Direktzug von Berlin nach Mölle einrichten ließ. Das führte dazu, dass bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges mehr Deutsche als Schweden ihren Urlaub auf der Kullen-Halbinsel verbrachten. Ein Überbleibsel aus jener Zeit ist das prachtvolle schneeweiße Grand Hotel Mölle, das sich mit seinen Türmchen wie ein Schloss über dem Badeort erhebt. Beliebt bei Familien ist das Naturbad Solviken, an dem sich für Kinder ein geschütztes Meerwasserbecken befindet.
Tipp: Machen Sie einen Ausflug zum idyllischen Künstlerdorf Arild an der Nordküste der Halbinsel. Die bunten Holzhäuser, die terrassenförmig am Hang liegen, sind ein wahrer Hingucker. Besuchen Sie auch das Weingut Arilds Vingård am Lillavägen 71.
Rörum
Mit seinen windgepeitschten Kiefern, die an Palmen erinnern und nahezu ins Wasser ragen, wirkt der helle Sandstrand bei Knäbäckshusen an der Südostküste fast schon exotisch. Er liegt nur einen Katzensprung vom Nationalpark Stenshuvud entfernt. Während der schwedischen Ferienzeit ab Mittsommer (Ende Juni bis Ende Juli) ist der wunderschöne Strand ziemlich überlaufen. Ein Stückchen weiter, Richtung Norden zur Mündung des Rörum-Flusses, kann man auch während der Hochsaison noch ein Plätzchen für sich allein finden. Knapp 10 km nördlich von Knäbäckshusen liegt der kleine Küstenort Kivik, um den herum sich zahlreiche Apfelplantagen befinden. Ende September wird hier der Abschluss der Apfelernte mit dem Apfelfest „Äppelmarknaden“ gefeiert, dessen Höhepunkt ein gigantisches Apfelkunstwerk ist. Am dritten Mittwoch im Juli findet der dreitägige „Kiviks marknad“ statt, einer der größten Jahrmärkte des Landes.
Tipp: Probieren Sie die leckeren Zimtschnecken im Café Sågmöllan am Bredarörsvägen 18 in Kivik (1. Juni bis Ende Aug. tgl. von 11-17 Uhr geöffnet, ansonsten Mi-So 12-16 Uhr).
Kalmar
Strand mit Schlossblick. Den gibt es im schmucken Städtchen Kalmar an der Südostküste, wo Kalmarsundsbadet, der längste Sandstrand der Stadt, dicht am fünftürmigen Schloss liegt. Highlight ist der Steg, der 180 Meter lang in die Ostsee hineinragt. Der kleinere Kattrumpan-Strand liegt im Zentrum und ist wegen des Spielplatzes besonders bei Kindern beliebt. Ebenfalls im Zentrum liegt das Wellenbrecherbad Vågbrytarbadet, dessen Badesteg mit dem Kai verbunden ist. Entlang des Wellenbrechers befindet sich einer der schönsten Sandböden Kalmars.
Tipp: In der Gröna Stugan, der „grünen Hütte“ in der Larmgatan 1 in Kalmar, können Sie ab 17 Uhr lecker zu Abend essen – auf der Karte stehen Fisch-, Fleisch- und Gemüsegerichte, Pasta, Pizza und Vegetarisches. Mo-Fr wird von 11.30-14 Uhr ein günstiges Mittagsmenü angeboten. So geschlossen.
Helsingborg
Summer in the City – in der Hafenstadt Helsingborg kein Problem, denn die Strände liegen gleich um die Ecke. Direkt an der Hafenpromenade liegt das Parapetenbadet (parapeten = Brüstung), wo man mit Blick auf den Fährverkehr zwischen Helsingborg und dem dänischen Helsingør badet. Im Süden liegt das Fortunabadet, gefolgt vom Rydebäcksbadet mit langen Sandstränden. Einer der schönsten und größten Strände der Stadt ist Råå vallar im Norden. 1709 landete hier eine dänische Invasionsarmee, um Skåne von den Schweden zu befreien. Sie war zunächst erfolgreich, wurde aber ein Jahr später von den Schweden besiegt.
Tipp: Frisches aus dem Meer mit Blick über den Sund auf das dänische Hamlet-Schloss Kronoborg bekommen Sie im Pålsjö Krog in der Drottninggatan 151 in Helsingborg. Günstiges Mittagsmenü Mo-Fr 11.30-14 Uhr, Abendessen ab 17.30 Uhr, So. geschlossen.