Die Westfriesischen Inseln Texel, Terschelling und Vlieland gehören seit einigen Jahren zu meinen favorisierten Urlaubszielen, wenn es darum geht, für einige Tage dem Alltag zu entfliehen, sich den Wind um die Ohren sausen zu lassen und der gestressten Großstadtseele eine Erholung zu gönnen. In ein paar Stunden Autofahrt aus dem Kölner Raum oder dem Ruhrgebiet gelangt man nach Den Helder oder Harlingen. Von dort verkehrt stündlich eine Fähre und man ist in zwanzig Minuten in einer anderen Welt.
Die Westfriesischen Inseln überbieten sich mit Strandlängen der Superlative: Texel (30 Kilometer), Vlieland (20 Kilometer) und Terschelling (30 Kilometer). Auf allen Watteninseln sind übrigens Hunde das ganze Jahr über willkommene Gäste an den Stränden. Lediglich auf Texel besteht während der Sommermonate eine Leinenpflicht an den bewachten Strandabschnitten und im Süden der Insel. An allen anderen Strandbereichen und in der Nebensaison dürfen Hunde auch dort frei toben.
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Texel – Schafe, Whisky und Tulpen
Texel ist die westlichste der Westfriesischen Inseln und sie ist nicht nur die größte Insel der wie an einer Perlenkette aneinandergereihten und der Küste vorgelagerten Sandinseln, sie nimmt auch in einer weiteren Eigenschaft eine Sonderstellung ein. Texel gehört in die Provinz Nordholland und damit ist sie politisch gesehen nicht mehr Friesland. In den Niederlanden heißen die Inseln Nederlandse Waddeneilanden. Die Stimmung auf Texel ist allerdings ganz und gar friesländisch – Krabbenkutter, Deiche, Möwen und Schafe inklusive.
Fast ein Drittel der Insel steht unter Naturschutz. Und auch die restlichen zwei Drittel sind satt grün. Hinter den Dünen an der Nordseeküste geht die Landschaft in Wald und Heidegebiete über. Im Inselinneren folgen die Felder mit Kartoffeln, Rüben, Korn und natürlich (wir sind in den Niederlanden) Tulpen! Die bunten Blütenmeere locken im Frühjahr Wanderer und Radfahrer nach Texel. Hinter den Deichen erstreckt sich das Wattenmeer zwischen Festland, dem Breezanddijk, der die Wattensee vom Ijsselmeer trennt und dem Festland.
Mehr noch als für die Tulpen, ist Texel für seine Schafe berühmt. Es leben mehr Schafe als Einwohner auf der Insel. Wer in den Genuss der Deichlammspezialitäten kommen möchte, für den ist das Frühjahr die beste Reisezeit. Auf den Weiden stehen die in Windrichtung ausgerichteten Scheunen mit dem Rücken zur Luvseite der Insel (der dem Wind zugewandten Seite). Sie bieten den Schafen Schutz vor den starken Stürmen im Frühjahr und Herbst.
Es gibt ein Lieblingsrestaurant auf jeder der Inseln. Auf Texel ist es das Het Kompas in Den Hoorn. Hier kommen Whisky-Aficionados und Gourmets gleichermaßen auf ihre Kosten. Zugegeben: Das Het Kompass ist nicht billig. Aber das sollten die auf den Wiesen der Insel aufgewachsenen Lämmer auch nicht sein.
Das Essen ist köstlich und jeden Euro wert. Im Anschluss fällt an der Bar die Auswahl nicht leicht. Die Sammlung ist beeindruckend. Über 3.000 Sorten Whisky sind säuberlich mit Beschreibung des Destillats und des Herstellers in mehreren dicken Büchern aufgelistet. Wer lieber ein Bier trinkt, dem sei ein Besuch in Texels Brauerei in Oudeschild empfohlen. Statt Whisky lassen sich hier verschiedene Biersorten in Probiergläsern verkosten – Brauereiführung inklusive.
Unter den Ausflügen auf Texel möchte ich noch zwei Dinge hervorheben. Sammler besuchen jeden Montagnachmittag den kleinen Flohmarkt in den Hütten von Axel Lap auf dem Witteweg in Den Hoorn. Alle Einnahmen kommen einer Stiftung zur Aufrechterhaltung der De Hoorner Kirche zugute. Jäger gehen bei Ecomare inmitten des Nationalparks „Dünen von Texel“ auf die Jagd nach Seehunden, Schweinswalen, Vögeln, Fischen und anderen Meeresbewohnern – natürlich nur mit der Kamera. Im zugehörigen Museum gibt es eine sehenswerte Ausstellung zum Weltnaturerbe Wattenmeer.
Mein Tipp: Während der Saison gelangt man von De Cocksdorp mit einer Personenfähre zur nächsten Insel – nach Vlieland.
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Vlieland – Strandräuber in der Sahara
Genau genommen legt die Fähre auf der Sandbank Vliehors an, die sich im Westen von Vlieland in die Wattensee erstreckt. Hier wartet ein Geländewagen (eines von wenigen Autos auf Vlieland, denn die Insel ist mehr oder weniger autofrei) um Inselhopper über den Postweg nach Oost-Vlieland zu bringen, dem einzigen Ort der kleinen Insel. Bis zum Jahre 1736 gab es noch das Dorf West-Vlieland. Aufgrund der Sturmfluten wurde dieses aber aufgegeben.
Die Fahrt geht vorbei am alten Posthaus (Het Posthuys), der ehemaligen Station für den Postreiter auf dem Weg nach Texel, Nordholland und Amsterdam. Heute befindet sich im Posthuys ein Café, das bei Fahrradtouren über die Insel zu einem Zwischenstopp einlädt. Nach der Überfahrt über die Wattensee und der Tour über die Insel wird es Zeit für mein Lieblingsrestaurant auf Vlieland. Der Havenpaviljoen De Dining befindet sich im Yachthafen von Oost-Vlieland. Man sitzt im ersten Stock mit einer fantastischen Aussicht über die ein- und auslaufenden Segelboote. Die Skipper und Crews kommen ebenfalls auf ein Bier vorbei. Ein geselliger Ort.
Am nächsten Tag steht ein Besuch des Naturschutzgebiets Kroon‘s Polders auf dem Programm. Süß- und Seewasser treffen in dieser Schilflandschaft aufeinander, in der mehr als 60 Vogelarten beheimatet sind. Ein großer Teil des Gebiets ist nur mit einer geführten Tour zu besichtigen, um die Natur möglichst wenig zu stören.
Von Kroon‘s Polders geht es zum Leuchtturm, dem Wahrzeichen von Vlieland. Der Turm steht auf der höchsten Düne der Insel, der Vuurboetsduin. Von oben schweift der Blick bei gutem Wetter mehr als vierzig Kilometer weit über die Nachbarinseln, die Wattensee, die Nordsee und bis zum Festland. Der ehemalige Leuchtturmwärter öffnet als Pächter in den Sommermonaten den Turm für Besucher.
Meine Empfehlung: Die schönste Zeit, den Rundumblick zu genießen, ist kurz vor Sonnenuntergang.
Am nächsten Tag besuche ich das Strandräubermuseum auf Vlieland. Vom Posthuys aus ist es eine mehrstündige Wanderung durch die Dünenlandschaft Sahara, in der wochentags die NATO und die niederländische Marine Schießübungen durchführen. Das Strandräubermuseum befindet sich in einem alten Haus, in dem Schiffbrüchige gerettet wurden. Auf fast jeder der Inseln gibt es die Strandräuber, die sogenannten Jutter. Sie suchen die Kilometer langen Strände nach kuriosen und brauchbaren Fundsachen ab, die entweder im Museum landen oder auf dem Schwarzmarkt verkauft werden.
Die offiziellen Strandwächter sind meistens nicht schnell genug. Die Jutter sind cleverer und suchen häufig im Schutze der Nacht. In dem auf Stelzen gebauten Strandgutmuseum auf der Sandbank Vliehors können Paare auch standesamtlich heiraten. Tausende von Fundstücken lassen sich hier bewundern. Und wundersam sind die Sammlungen der Museen wahrlich: Neben ordinären Plastikprodukten landen hier Container mit Bierdosen, Druckerpatronen und Kanthölzern (aus denen die Jutter dann ihre Hühnerställe bauen). Es ist sogar einmal Weltraumschrott der NASA an Land gespült worden – zu bestaunen im einzigen Strandgutmuseum auf dem Festland in Zandvoort.
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Terschelling – Neue Heimat der Großfrüchtigen Moosbeere
Im Sommer gelangen angehende Strandräuber und Inselhopper vom Hafen in Oost-Vlieland mit einer Fähre, die Fußgänger und Fahrräder mitnimmt, nach Terschelling- meiner letzten Station auf dieser Tour. Fahrräder sind die besten Transportmittel auf der Insel, deren Fahrradwegenetz gut 60 Kilometer umfasst. Seit auch Hollandräder mit Elektroantrieb ausgestattet sind, geht es gegen den stetigen Wind entspannt voran. Autos gibt es auch auf Terschelling nicht sehr viele. Und die Fahrradwege verlaufen meist abseits durch Wälder und Dünenlandschaften.
Eine botanische wie kulinarische Besonderheit von Terschelling wächst genau dort, in den feuchten Senken der Dünen: die Cranberry oder auch Großfrüchtige Moosbeere genannt. Wie kommt eine in Nordamerika beheimatete Beere nach Friesland? Natürlich auf dem Seeweg. Im Jahre 1845 sollen Fässer mit den süßen Beeren auf der Insel an Land gespült worden sein. Die Cranberries sind sehr reich an Vitamin C und daher optimaler Schiffsproviant gegen Skorbut auf langen Reisen. Die Einheimischen haben, so die Überlieferung, den Inhalt der Fässer in die Dünen gekippt und so die Früchte auf Terschelling ausgesät. Einige Jahre später machte der Botaniker Franciscus Holkema die Entdeckung bei einer Wanderung durch die Dünen.
Die Firma Cranberry Skylge B.V. aus Formerum hält heute die Genehmigung, die wilden Cranberries zu ernten und zu vermarkten. Überall auf Terschelling gibt es Leckereien mit Cranberries zu kaufen: Marmelade, Gebäck, Liköre, Säfte und vieles mehr. Und wo wir gerade beim Thema Essen sind: Mein Lieblingsplatz auf Terschelling ist der Paviljoen De Walvis in West-Terschelling. An klaren Tagen genießt man von der Terrasse des Restaurants den Sonnenuntergang sowie den Blick über die Dünen und die Wattensee am besten bei einem kalten Bier, kleinen Snacks und frischen Salaten.
Mein letztes Ausflugsziel, bevor es mit der Fähre nach Harlingen wieder aufs Festland geht: der Leuchtturm Brandaris. Dieser stammt aus dem Jahre 1594 und ist nach wie vor in Betrieb, sogar mit modernster Radar- und Funktechnik ausgestattet. Daher ist die obere Ebene auch nicht zu besichtigen. Unten im Turm ist jedoch ein kleines Museum eingerichtet. Der Leuchtturm war schon immer auf der Höhe der Zeit: Er erhielt als erster in den Niederlanden eine rotierende Fresnel-Linse und im Jahre 1907 ein elektrisches Feuer. Vielleicht machen die tollen Locations und die Bootstrips durch die Wattensee auch Ihnen Lust auf ein Inselhopping über die Westfriesischen Inseln im nächsten Urlaub!
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Ferienhausmiete.de wünscht Ihnen einen erholsamen Urlaub auf den Westfriesischen Inseln und einen angenehmen Aufenthalt in einer gemütlichen Ferienunterkunft!
4 Antworten
wie kommt man dort hin?
Zu allen drei Inseln fahren jeweils Fähren.
Wir sind seit Jahrzehnten Holland-Fans. Und ganz besonders die Westfriesischen Inseln haben es uns seit jeher angetan. Aber was ihr hier an Hintergrundinfos zusammengetragen habt ist der blanke Wahnsinn. Egal für welche Insel man sich entscheidet. Ich kann jedem nur empfehlen, in jedem Fall mit dem Rad zu erkunden.
Danke – und macht weiter so!
Lieber Gerald,
1000 Dank für diesen tollen Kommentar – schön, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben!
Alles Gute wünscht Ihnen Ihr Team von Ferienhausmiete.de