Es gibt viele tolle Orte in Deutschland, doch welches sind wirklich die schönsten Orte in Deutschland? Diese Frage bekomme ich immer wieder gestellt, denn schließlich ist Deutschland als Reiseland nicht erst, vor allem aber seit der Coronapandemie wieder in aller Munde. Das verstaubte Image von Schwarzwald oder Erzgebirge ist passé und das war längst überfällig. Von den Inseln an der Nord- und Ostsee über das Mittelgebirge bis in die Alpen reihen sich landschaftliche Perlen aneinander. Manchmal liegen die atemberaubendsten Naturparadiese sogar direkt vor der eigenen Haustür. Doch wo ist es denn nun am schönsten? Diese Frage ist sehr subjektiv, doch ich habe sie für mich beantwortet und als Ergebnis eine Liste mit den für mich fünf schönsten Orten in Deutschland erstellt.
#1 Der Inbegriff der Romantik: Kreidefelsen auf Rügen
Ich habe Kunstgeschichte studiert und davor bereits bei der Abiturvorbereitung viel Zeit mit dem romantischen Künstler Caspar David Friedrich verbracht. Kein Bild ist so sehr mit der Epoche der deutschen Romantik verbunden wie „Kreidefelsen auf Rügen“, das Caspar David Friedrich 1818 malte. Die Kreidefelsen auf Rügen waren seitdem ganz weit oben auf meiner Liste an Orten, die ich unbedingt mit eigenen Augen sehen wollte. Und als ich dann an einem sonnigen Tag im Frühling die Felsen vor mir sah, konnte ich die Faszination sofort nachfühlen.
Majestätische Klippen, die schroffe See, der lichte Wald, der sich entlang der Klippe erstreckt — all das ist ein Sinnbild für das Spiel aus Entstehen und Vergehen. Die Klippen sind im steten Wandel und somit ein fragiles Naturparadies. Beim Wandern auf den Klippen von Sassnitz zum Königsstuhl wandert der Blick von den Postkartenausblicken aufs Meer zu den Baumkronen. Das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Wellen bilden den Soundtrack. Die beste Sicht auf die Felsen gibt es von der Victoriaaussicht. Wer eine andere Perspektive sucht, steigt über die Stufen hinab zum Strand und bewundert die Felsen von unten.
Top-Tipps
Sehenswert!
In den Sommermonaten fahren Ausflugsboote von Sassnitz, Binz, Göhren, Sellin oder Gager an den Kreidefelsen entlang. Vom Wasser aus hat man den besten Blick auf das Kliffpanorama.
Weitere Infos unter MS-Alexander oder bei Adler-Schiffe.
Nicht verpassen!
Sanddorn gehört zu Rügen einfach dazu! Es gibt Marmelade, Säfte, Limos, Likör aber auch Senf, Chutney und Fruchtschnitten aus Sanddorn. Also ausprobieren und gleich ein paar für zu Hause einpacken!
#2 Dschungel-Feeling im Spreewald
Ich habe mein Herz an den Dschungel in Thailand verloren: das Zirpen der Zikaden, das üppige Grün, der Geruch von feuchter Erde. Auch wenn es in Deutschland keinen tropischen Regenwald gibt, habe ich mich an einem heißen Frühsommertag im Spreewald wie im Regenwald gefühlt. Das UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald erstreckt sich zwischen den Touristenmetropolen Berlin und Dresden. Hier teilt sich die Spree in ein feines Netz aus kleinen Kanälen. Mit Holzkähnen, die mit Staken bewegt werden, wurden früher Menschen und Waren über die sogenannten Fließe transportiert, heute tummeln sich vor allem Touristen auf den Wasserwegen.
Wer sich in ein Kanu setzt und die trubeligen Ortschaften wie Lübbenau hinter sich lässt, ist plötzlich mittendrin in diesem einzigartigen Wasserlabyrinth. Im Frühjahr treiben die Bäume kräftig aus, es blüht ringsum und die Natur scheint schier zu explodieren. Ein Summen liegt in der Luft, die Libellen schwirren umher, die Frösche quaken und am Ufer wiegt das Schilf im Wind. Auf der Wasseroberfläche verwandelt sich das Sonnenlicht in ein magisches Funkeln. Entlang der Fließe gleitet man fast geräuschlos durch die üppige Natur, die unweit der Großstadt fast surreal wirkt.
Top-Tipps
Sehenswert!
Das Spreewaldmuseum Lehde ist ein Freilichtmuseum, in dem man in die Geschichte des Spreewaldes eintaucht. Hier wird einem traditionelles Handwerk wie die Korbflechterei oder Rohrdachdeckerei und die Geschichte der Spreewaldfischerei nahegebracht.
Nicht verpassen!
Spreewald und Gurken gehören einfach zusammen: Am Großen Hafen in Lübbenau gibt es an der Gurkenmeile die leckeren Spreewald-Botschafter Gurken zum Probieren und Mitnehmen.
#3 Klippen und Kajakfahrer am Rotenfelsen im Naheland
In meine Liste an Lieblingsorten gehört auch ein echtes Stück Heimat. An den Ufern des Flusses Nahe in Rheinland-Pfalz erstreckt sich zwischen Hunsrück und Nordpfälzer Bergland von Bingen bis zum Saarland das Naheland. Neben dem geschlängelten Fluss selbst, der einst Grenzfluss zwischen Preußen und Bayern war, und den vielen Weinbergen ist es vor allem ein Felsen, der die Region prägt: der Rotenfelsen. Hier zwischen Bad Kreuznach und dem Stadtteil Bad Münster am Stein-Ebernburg steht die mit 200 Metern höchste Steilwand nördlich der Alpen. Wer vom Stadtteil Ebernburg kommend über die Nahebrücke schlendert, hat nicht nur die Ebernburg, sondern auch den berühmten Turner-Blick vor Augen. Hier ließ schon der englische Maler William Turner seine Augen entlang der rotglühenden, massiven Steilwand gleiten und hielt den Anblick in einigen Skizzen fest. Grund für die Farbe ist das Vulkangestein Rhyolith, ein Porphyr-Gestein, das den Stein vor allem in der Morgen- oder Abendsonne intensiv rot leuchten lässt.
Ein Rundweg führt auf gut zehn Kilometer vom Kurgebiet in Bad Münster über Norheim auf den Rotenfelsen und zum Aussichtspunkt Bastei. Von dort geht es auf der Klippe entlang bis zum Abstieg bei Bad Kreuznach —oder umgekehrt. Ein Abstecher in die Bad Kreuznacher Altstadt führt zu den Brückenhäusern auf der Alten Nahebrücke. Als im Mittelalter der Platz in der Altstadt eng wurde, baute man kurzerhand einfach auf der Brücke, die Teil der Stadtmauer war. Beim Flanieren durch das Kurgebiet kommt man vorbei an der Crucenia Therme und durch den Oranien- und Schlosspark und passiert die Olympia-Trainingsstrecke für Kajakfahrer. An den Salinen im Kurgebiet plätschert das Solewasser, was nicht nur ziemlich entspannend, sondern auch gut für die Atemwege ist.
Top-Tipps
Sehenswert!
Kunst- und Kulturfans sollten der Kubach-Wilmsen Fondation einen Besuch abstatten. Das vom japanischen Stararchitekt Tado Ando geplante Skulpturenmuseum ist das Herzstück des rund 15.000 Quadratmeter großen Skulpturenparks. Neben den Exponaten begeistert der Blick auf das Nahetal, den Rotenfels und die Ebernburg.
Nicht verpassen!
Im Restaurant Freigeist auf der Ebernburg kocht der begabte Jungkoch Jean-Luc Blumers kreative, möglichst regionale und saisonale Gerichte in historischem Ambiente.
#4 Genusswandern auf dem Pfälzer Weinsteig
Als Pfälzerin schlägt mein Herz für das Wandern — und den Wein. Beides zusammen bekommt man beim 172 Kilometer langen Pfälzer Weinsteig. Dieser führt auf mehreren Tagesetappen auf verträumten Pfaden durch den Pfälzerwald, entlang an Weinreben und durch Winzerdörfer von Deidesheim nach Neustadt a. d. Weinstraße. Neben strammen Anstiegen warten zwischendurch immer Möglichkeiten zur Einkehr, um sich „e Schoppe Woi“ zu gönnen. Die als „Toskana Deutschlands“ bekannte Südpfalz mit der Weinstraße ist gesegnet von sonnigem und mildem Wetter, perfekt für den Weinanbau, aber auch Mandelbäume, Esskastanien oder Feigen.
Der Weg führt je nach Etappe vorbei an Klöstern, Kapellen, Schlössern und Burgen, etwa der Burg Trifels oder dem Hambacher Schloss, sodass auch die Kultur nicht zu kurz kommt. Bei mir hat die Burgruine Rietburg einen Stein im Brett. Nachdem wir mit dem Sessellift nach oben getuckert sind, bekam ich dort einen ganz besonderen Ring an den Finger gesteckt. Unter den Weindörfern ist St. Martin mit sage und schreibe 30 Gastronomiebetrieben eines der schönsten. Vor allem im Herbst, wenn es nach der Weinlese bei geselligen Festen den süßen Federweißer und Zwiebelkuchen gibt, zeigt sich die Pfalz von ihrer schönsten Seite. Denn die Pfälzer wissen, wie man es sich gutgehen lässt.
Top-Tipps
Sehenswert!
Beim Besuch im Hambacher Schloss in Neustadt an der Weinstraße ist eine Zeitreise inklusive. Das Hambacher Fest 1832 gilt als Wiege der Demokratie. Eine Dauerausstellung bietet alle Infos am Originalschauplatz.
Nicht verpassen!
Neben der Weinlese ist die Mandelblüte ein Highlight der Region. Zwischen März und April erblühen an der Deutschen Weinstraße unzählige Mandelbäume und ziehen mit ihrer Pracht staunende Besucher an.
#5 Voralpenidylle am Kirchsee
Meine angeheiratete Familie kommt aus dem bayerischen Oberland und so verbringe ich immer wieder Zeit zwischen Tegernsee und München. Der Tegernsee gehört sicher zu den beliebtesten Ausflugszielen im malerischen Voralpenland und das ganz zu Recht. Spätestens bei einem frisch gezapften Tegernseer im Bräustüberl fühlt es sich nach Ankommen an. Ein Ort, der mir aber besonders am Herzen liegt, ist der Kirchsee mit dem Kloster Reutberg, rund 50 Kilometer südlich von München.
Hier haben wir unsere standesamtliche Hochzeit gefeiert und das in schönster Kulisse. Auf der malerisch im Grünen gelegenen Anhöhe thront das Kloster Reutberg samt Klosterkirche. 1618 wurde das Kloster Reutberg gegründet. Damals lebten hier Kapuzinerinnen, ab 1651 Franziskanerinnen. Ob als Ausflugsziel zum Schlemmen oder als wohlverdiente Einkehr beim Wandern oder Mountainbiken: Hier sitzt man gemütlich im Gasthaus oder entspannt im Biergarten mit traumhafter Aussicht auf die Berge des Isarwinkels und des Karwendelgebirges. Vom Kloster geht es direkt in die Natur. Hier im Naturschutzgebiet Ellbach- und Kirchseemoor liegt der Kirchsee. Der 42 Hektar große See wird von Moorwasser gespeist und dementsprechend dunkel sieht das Wasser aus. Doch die Wasserqualität ist ausgesprochen gut!
Top-Tipps
Sehenswert!
Aufgrund des Naturschutzes darf das Ufer außerhalb ausgewiesener Badestellen nicht betreten werden und auch das Befahren des Sees ist nicht erlaubt. Am Nordufer befinden sich zwei Badestellen mit Stegen, von denen aus man ins Wasser und es sich zum Sonnen bequem machen kann. Dort gibt es auch Parkplätze, Toiletten und ein Kiosk. Am Südufer gibt es eine weitere Badestelle, die vom Kloster Reutberg zu Fuß zu erreichen ist.
Nicht verpassen!
Die Einkehr im Klosterbräustüberl Reutberg ist Pflicht: Besonders lecker sind die hausgemachten Heumilchtopfenpflanzerl und natürlich das hauseigene Klosterbier. Die Klosterbrauerei ist heute die einzige traditionelle Brauerei im Landkreis Bad Tölz – Wolfratshausen.
2 Antworten
Wirklich schön geschrieben. Man bekommt Lust auf mehr. 🙂 Beim Lesen kann man sich schon ein wenig wie im Urlaub fühlen.
Liebe Frau Lepkes,
herzlichen Dank für Ihren schönen Kommentar. Wir freuen uns, dass wir Ihnen ein wenig Urlaubsgefühl mitgeben konnten.
Viele Grüße sendet Julia von Ferienhausmiete.de