Der Odenwald ist ein reizvolles Mittelgebirge zwischen Bergstraße und Neckartal, das mit Streuobstwiesen, Wäldern und Tälern zu ganz abwechslungsreichen Naturerlebnissen einlädt. Auch kulturell hat der Odenwald einiges zu bieten. Der römische Limes zeugt noch heute vom römischen Einfluss. Schlösser und Altstädte zeigen die romantische Seite der Region. Dass der verwunschene Odenwald schon immer die Fantasie anregte, zeigen die Sagen und Legenden: Nibelungen, Freischütz oder Riesen, in den Schluchten und Geröll-Landschaften werden all die Sagenfiguren lebendig.
Sagenhaftes Felsenmeer
In Lautertal-Reichenbach gibt es einen Ort, der Rätsel aufgibt. Unterhalb des 514 Meter hohen Felsbergs befindet sich das Felsenmeer aus riesigen Felsbrocken. Man erzählt sich, dass zwei Riesen sich hier einst gegenseitig mit Felsen beworfen haben sollen und dabei diese Landschaft geformt haben. So schön diese Vorstellung auch ist, wahrscheinlicher ist dann doch die Erklärung, dass hervorquellendes Magma für die Entstehung dieser Steinformationen zuständig war.
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Die Römer nutzten das Felsenmeer als Steinbruch und bauten mit Steinsägen und Keilen über Jahrhunderte Gestein ab. Noch heute sind einige der Exemplare zu sehen. Rund 300 bearbeitete Blöcke finden sich hier im Felsenmeer, etwa die Riesensäule aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. mit neun Meter Länge und 27,5 Tonnen Gewicht. Noch bis in die 1970er-Jahre gab es hier Steinhauerbetriebe, heute ist das Gebiet ein Ausflugsziel, das nicht nur Kinder beim Klettern begeistert. Das Geopark-Informationszentrum gibt Einblicke in die Hundert Millionen Jahre alte Geschichte des Geoparks und widmet sich der Entstehung, der römischen Geschichte und der Naturwerkstein-Industrie. Aufgrund seiner Einzigartigkeit wurde das Felsenmeer vom Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald als Geotop des Jahres 2002 ausgezeichnet
Odenwald erwandern: Nibelungensteig und Neckarsteig
Mitten durch das Felsenmeer führt der Fernwanderweg Nibelungensteig. Der Wanderweg führt auf 124 Kilometern von Zwingenberg an der Bergstraße bis nach Freudenberg am Main. Wie der Name schon erahnen lässt, liegt dem Weg die Nibelungensaga zugrunde. So folgt der Wanderer den Spuren Siegfrieds über Waldpfade im Odenwald. Wer eine Strecke des Weges gehen will, sollte sich auf einige Auf- und Abstiege einstellen. Mit über 4000 Höhenmetern geht es hügelig zu. Neben landschaftlichen Besonderheiten wie dem Felsenmeer warten auf der Route blühende Streuobstwiesen, charmante Dörfer mit historischen Fachwerkhäusern und auch immer wieder Möglichkeiten zur Einkehr. Bei Apfelwein, einem deftigen Odenwälder Handkäs‘ serviert mit Kümmel und „Musik“ lassen sich die Strapazen vergessen. 2008 erhielt der Steig die Auszeichnung „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ vom Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine. Der Nibelungensteig ist nicht der einzige Fernwanderweg, der durch die Region führt. Auf gut 125 Kilometern können Sie auf dem Neckarsteig vom Heidelberger Schloss nach Bad Wimpfen wandern. Auf dem Weg warten nicht nur traumhafte Waldstücke und Ausblicke, sondern auch kulturelle Highlights: fünf Schlösser und 15 Burgen oder Burgruinen säumen den Neckarsteig auf seiner Route durch Odenwald und Neckartal.
Schluchten erklimmen
Sie haben Lust auf einen abenteuerlichen Waldausflug? Dann ist ein Abstecher in eine der Schluchten des Odenwalds sicher eine gute Idee. Wer sich für die Margarethenschlucht, manchmal auch ohne „h“ geschrieben, bei Neckargerach entscheidet, den erwarten 300 Meter Schluchtenwanderung über Stock und Stein. Doch Vorsicht: Es wird ziemlich steil und kann je nach Wetter oder Jahreszeit durchaus rutschig werden. Auf dem Weg nach oben wechseln Sie so manches Mal die Schluchtseite und bekommen immer wieder neue Anblicke. Besonders steile Strecken sind mit Seilen gesichert, damit Sie sicher nach oben kommen. Höhepunkt der Margarethenschlucht ist die achtstufige Wasserfalltreppe, denn die Schlucht ist nicht einfach eine Schlucht, was schon spektakulär genug wäre, sie beherbergt zudem den höchsten Wasserfall des Odenwalds und einen der höchsten Deutschlands. Insgesamt hat der Wasserfall eine Höhe von 110 Metern, das Wasser des kleinen Flursbach stürzt dabei in mehreren Kaskaden nach unten.
Nur fünf Kilometer flussabwärts befindet sich hinter der Burg Zwingenberg eine weitere Schlucht, die Wolfsschlucht. Diese soll Carl Maria von Weber zur Freischütz-Oper inspiriert haben. Unabhängig der kulturellen Bedeutung ist die Kletterpartie einen Besuch wert. Ein bisschen abenteuerlich wird es dabei schon und Sie sollten trittsicher sein. Wer hinaufklettern will, muss nämlich über umgestürzte Bäume, durch den Bach und über rutschige Steine. Doch es lohnt sich. Die wilde Natur und die Aussicht von oben machen die Strapazen wett. Die Burg oder auch Schloss Zwingenberg wurde im 13. Jahrhundert vermutlich vom staufischen Ministerialen Wilhelm von Wimpfen erbaut, die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1326. Die Anlage ist noch immer im Privatbesitz und kann nur im Zusammenhang mit einer vorangemeldeten Führung ab zehn Personen besucht werden. Doch auch von außen ist die Burganlage sehenswert.
Naturspektakel unter Tage: Eberstadter Tropfsteinhöhle
Nach Wäldern und Schluchten geht es im Odenwald für Naturerlebnisse auch gerne unter die Erde. Die Eberstadter Tropfsteinhöhle ist eine Tropfsteinhöhle im südöstlichen Odenwald. Rund drei bis fünf Millionen Jahre hat die Höhle auf dem Buckel. Entdeckt wurde sie 1971 bei Sprengarbeiten in einem Muschelkalksteinbruch. Zwei Jahre später wurde sie als Schauhöhle für den Publikumsverkehr geöffnet und ist heute eine der Hauptattraktionen des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald. Im Rahmen einer einstündigen Führung geht es in die 600 Meter lange Höhle. An manchen Stellen misst der Höhlengang gerade einmal 1,5 Meter, an anderen Orten erstreckt sich die Höhle in sechs Meter hohe Hallen. Im Dunkel der Höhle können Sie die uralten strahlendweißen Tropfsteine bewundern, die sich mal schlank, mal kegelförmig vom Boden erheben. Nicht ohne Grund gehört die Eberstadter Tropfsteinhöhle zu einer der schönsten Schauhöhlen in Deutschland. Wer sich mehr für die Hintergründe interessiert, kann sich im Besucherzentrum über die Entstehung der Höhle informieren und dem Geologischen Lehrpfad folgen. Höhlen-Führungen finden von Anfang März bis Ende Oktober täglich statt. In den Wintermonaten nur an Wochenenden und Feiertagen.
Stadterkundung Michelstadt
So schön die Ausflüge in die Natur sind, ein bisschen Erholung zwischendurch muss sein. Zum Glück gibt es im Odenwald viele sehenswerte Städte und Dörfer, die zu einem Bummel einladen. Ganz oben auf der Liste der charmante Odenwald-Städte steht Michelstadt. Die Kleinstadt mit der malerischen Altstadt im Herzen des Geoparks Bergstraße-Odenwald ist vor allem für sein Rathaus bekannt. Das historische Rathaus wurde im Jahre 1484 erbaut und gilt als eines der schönsten Fachwerkgebäude Deutschlands. Das Gebäude dessen Bauherr bis heute unbekannt ist, steht auf drei freistehenden Holzständern, die die freie Laube einrahmen und wirkt mit den beiden Türmchen besonders markant. Ein echtes Postkartenmotiv. Durch mittelalterliche Gässchen und entlang der in vielen Teilen erhaltenen Stadtmauer geht es vorbei an alten Fachwerkhäusern, der Synagoge, kleinen Läden und vielen Restaurants, die zur Einkehr einladen.