Im Westerwald kann man wunderbar wandern mit Hund. Bis ich allerdings auf den Hund – Pardon, auf zwei Hunde, – gekommen bin, gehörte ich zu jenen Menschen, die sich in anderen Ländern besser auskennen als vor der eigenen Haustür. Das änderte sich jedoch schlagartig mit dem Einzug meines ersten Rhodesian Ridgebacks. Seitdem bin ich viel in Deutschland unterwegs und ganz besonders natürlich auch im Westerwald, denn das ist seit vier Jahren meine Heimat.
Westerwald – idyllische Ferien- und Wanderregion mitten in Deutschland
Ich werde oft belächelt, wenn ich sage, dass ich aus dem Westerwald komme. Jedem fällt sofort die Liedzeile „Oh, du schöner Westerwald. Über deine Wipfel pfeift der Wind so kalt.“ ein. Und seltsamerweise scheint jeder zu glauben bzw. zu wissen, dass hier nichts los ist. Aber das Gegenteil ist der Fall. Der Westerwald ist eine ganz phantastische Ferienregion, die sehr viel zu bieten hat. Für Familien, für Radfahrer und Mountainbiker, für Erholungssuchende, für Wanderer und ganz besonders auch für Menschen, die mit Hund(en) unterwegs sind.
Und natürlich: Hin und wieder pfeift der Wind schon einmal recht kalt über die Baumwipfel. Aber das befreit den Kopf vom Alltagsstress … 😉 … Warum also nicht einfach einmal eine Rudelauszeit im Westerwald nehmen und auf zwei Beinen mit vier Pfoten die Natur mit ihren glasklaren Bächen, Flüssen und Seen, ihren lichten Wäldern und saftigen Wiesen sowie ihren sanften Höhen und tiefen Schluchten erforschen? Auf den rund 3.000 Quadratkilometern, die dieses deutsche Mittelgebirge umfasst, gibt es unzählige Wanderwege. Die meisten Routen sind gut ausgeschildert und eignen sich auch hervorragend zum Wandern mit Hund.
235 Kilometer in 16 Etappen: der Westerwald-Steig
Ich habe 2017 begonnen, mit meinem Rhodesian Ridgeback Dayo, den Westerwald-Steig (https://www.westerwald.info/westerwaldsteig/etappen.html) „abzulaufen“. Dieser Fernwanderweg ist 235 Kilometer lang und besteht aus 16 Etappen. Er verbindet den Rothaar- mit dem Rheinsteig und führt von Herborn an der Dill über den Hohen Westerwald in Rheinland-Pfalz nach Bad Hönningen am Rhein. Wir haben bisher zehn Etappen geschafft und ich denke, dass wir den Westerwald-Steig noch in diesem Jahr beenden werden (hoffentlich).
Der gesamte Steig gilt – im Vergleich zu anderen – nicht als besonders schwer. Dennoch sollten sowohl Zwei- als auch Vierbeiner eine gute Kondition haben, denn bis auf eine liegen alle Etappen bei deutlich über 12 Kilometern (die längste ist fast 23 Kilometer lang). Außerdem gibt es natürlich immer mal wieder schweißtreibende Anstiege und schwierigere Passagen, wie beispielsweise der Weltendepfad in der Kroppacher Schweiz auf Etappe 10. Hier geht es ungefähr einen Kilometer nur über einen in den Fels gehauenen Pfad. Trittsicherheit und keine Höhenangst sind hier das Motto. Auffällig ist, dass der Westerwald-Steig überhaupt nicht überlaufen ist. In der Regel treffe ich nicht einmal eine Handvoll Menschen unterwegs und das meistens auch nur rund um die Ortschaften herum. Und Westerwald-Steig-Wanderer mit Hund sind mir noch weniger begegnet … 😉 …
Leider ist es mit dem öffentlichen Nahverkehr im Westerwald nicht besonders weit her. Das gestaltet den Rücktransport nach jeder Etappe etwas schwierig. Wer in einer Gruppe wandert, kann Autos an den entsprechenden Zielpunkten parken. Ich laufe die Etappen nur am Wochenende und mein Mann sammelt Dayo und mich dann am Ziel ein. Es gibt pro Etappe auch Taxiempfehlungen, aber da weiß ich nicht, inwieweit besonders große Hunde mitgenommen werden. Auch Einkehrmöglichkeiten unterwegs gibt es nicht auf jeder Etappe. Mir macht das nicht besonders viel aus. Ich mache unterwegs lieber ein kleines Picknick mit Dayo und genieße die Natur.
Für mich hat das Wandern auf dem Westerwald-Steig ganz alleine mit Dayo etwas Meditatives. War es anfangs noch ungewohnt, genieße ich die Stunden inzwischen ganz besonders. Ich hänge meinen Gedanken nach oder denke einfach mal an gar nichts … 😉 … und Dayo ist dabei ein ganz besonders toller Begleiter. Er entfernt sich selten mehr als ein paar Meter von mir und hört auch auf einen geflüsterten Rückruf. Was will ich mehr?
Von Wäller Touren, dem „weißen Gold des Westerwaldes“ und märchenhaften Skulpturen
Wer sich nicht gleich auf den Westerwald-Steig wagen möchte, für den sind die WällerTouren (https://www.suedlicher-westerwald.de/aktiv/wandern.html) genau das Richtige. Diese Touren führen allesamt durch den südlichen Westerwald. Das ist die Region rund um die Stadt Montabaur. Die gut ausgeschilderten Rundtouren sind zwischen neun und 14 Kilometern lang und bieten für fast jeden Geschmack das Passende: geschichtsträchtige Burgen, idyllische Wege, interessante Streifzüge durch den Wildpark Westerwald und viel Natur mit Aus- und Ansichten bis in den Taunus hinein. Diese Wanderungen sind auch gut mit ganz jungen oder älteren Hunden machbar.
Themenwanderwege „Ton“ (jeweils 11 Kilometer lang)
Ich persönlich liebe Themenwanderwege ganz besonders. Und auch davon gibt es hier direkt vor meiner Haustüre jede Menge. So dreht sich beispielsweise bei den Themenwanderwegen „Ton“ (die beide um die 11 Kilometer lang sind) alles rund um das „weiße Gold des Westerwaldes“. Denn bis heute werden in den Tongruben in der Nähe der Orte Boden, Niederahr, Moschheim und Ruppach-Goldhausen die Grundstoffe für die berühmte Westerwälder Salzglasurkeramik gefördert.
Der Skulpturenweg (11 Kilometer lang)
Zu meinen Lieblingswanderwegen gehört außerdem der 11 Kilometer lange „Skulpturenweg“. Das ist ein einfacher Höhenweg südlich von Montabaur, der neben zahlreichen Holz-Skulpturen einen wunderschönen Blick auf das Schloss Montabaur und auf das romantische Gelbachtal bietet. Aber aufgepasst: Am Wochenende ist dieser Weg gut besucht, denn er ist seit jeher eine beliebte Flaniermeile der Einheimischen. Ob das an der Schönheit des Weges liegt oder am leckeren hausgemachten Käsekuchen bei der Wirzenborner Liss (http://www.wirzenborner-liss.de) kann ich nicht beurteilen … 😉 …
Streckenwanderweg „Montabäurer Mären“ (22 Kilometer lang)
Besonders schön ist auch der Streckenwanderweg „Montabäurer Mären“, der auf 22 Kilometern von Nentershausen nach Montabaur führt und die Wanderer in die Sagenwelten des Westerwaldes entführt. 17 Informationstafeln erzählen von Sagen, Mythen und Legenden aus der Region. In den nebligen Wäldern und dunklen Bergwerkstollen sollen bis heute geheimnisvolle Wesen ihr Unwesen treiben. Und wer den Weg nicht bei Tageslicht beendet, dem kann es passieren, dass sich das Murkelmännchen mit seinem feurigem Atem und schrecklichen Schreien bei Wanderern auf dem Rücken festkrallt.
Es muss also nicht immer ein Urlaub in den bekannten Urlaubsgebieten Deutschlands sein, denn auch der oftmals spöttisch belächelte Westerwald ist eine Reise wert. Und alle, die mit Hund unterwegs sind, werden ganz schnell feststellen, dass auch die Vierbeiner hier herzlich willkommen sind und sich ganz schnell wohlfühlen werden.
Übrigens: Wenn euch ein „Hui! Wäller?“ zugerufen wird, könnt ihr mit „Allemol“ antworten. Diesen Gruß kennt jeder Wäller (Westerwälder) und seit über 100 Jahren ist er der Erkennungsruf in der Region.
Also: „Hui! Wäller?“ – „Allemol“ – der Westerwald erwartet euch und eure Vierbeiner!
Packliste für einen Wandertag im Westerwald
- Trekkingstöcke Leki Micro Vario (einer der sinnvollsten Geldausgaben, die ich gemacht habe, weil sie meine Knie besonders beim Bergabgehen entlasten. Die Trekkingstöcke sind leicht und lassen sich zusammengefaltet gut im Rucksack transportieren)
- Erste-Hilfe-Täschchen, das ich zusätzlich um Zeckenzange und Wundspray ergänzt habe
- Ausreichend Wasser für die Hunde (ich habe zahlreiche Hundetrinkflaschen, die alle sehr sinnvoll und schick sind. Aber ich nehme am liebsten eine 1-Liter-Plastik-Wasserflasche.)
- Faltbarer Wassernapf
- Kleine Zwischenmahlzeit für die Hunde und natürlich ausreichend Leckerlis
- Wegzehrung für mich (ich bin auch auf längeren Wanderstrecken nicht besonders hungrig und komme daher meistens mit einem Brötchen und der ein oder anderen Süßigkeit aus)
- Wasser mit Zitronensaft für mich
- Je nach Wetterlage: Sonnenbrille, Hut/Kappe, leichte Regenjacke, Regenhut
- Für die Hunde auch je nach Wetterlage: leichte Regenmäntel (jaaaa, aber ich habe empfindliche Rhodesian Ridgebacks, die sich wohler fühlen, wenn sie trocken bleiben!)
- Tempotaschentücher (ich habe immer zu wenig dabei)
- Mein Smartphone mit der Wander-App von Komoot (auf diese App möchte ich nicht mehr verzichten. Sie zeigt mir auch offline den richtigen Weg!)
- Powerbank, damit ich mein Smartphone ggf. unterwegs wieder aufladen kann
- Und natürlich meine Kamera, um meine Erlebnisse beim Wandern festzuhalten
Urlaub im Westerwald
Wer von euch war schon einmal im Westerwald und möchte gerne seine Erlebnisse oder Tipps mit uns und unseren anderen Lesern teilen?