Von Alghero südwärts und zurück
Alghero, auf Katalanisch L’Alguer und im Sardischen S’Alighera, ist unser Startpunkt auf der Entdeckungsreise entlang der Westküste Sardiniens. Die Partnerstädte Algheros sind Balaguer, Tarragona und Palma de Mallorca.
Warum erzähle ich das? Nun, im Jahre 1354 eroberte die Krone von Aragon die Stadt und machte sie zu einem Außenposten des katalanischen Reichs. Noch heute ist Alghero zweisprachig, beziehungsweise dreisprachig: Sardisch, Katalanisch und ja, auch Italienisch wird von der lokalen Bevölkerung gesprochen.
Die Stadt selbst ist unprätentiös, doch hat sie einen speziellen Charme. Man merkt ihr ihre jahrhundertelange Sonderstellung an. Vor der mächtigen historischen Stadtmauer dümpeln Fischerboote der Einheimischen neben großen weißen Yachten.
Die Kathedrale Santa Maria im katalanisch-gotischen Stil mit ihrem hohen Glockenturm überragt die kopfsteingepflasterte Altstadt. Hier finden regelmäßig Flohmärkte statt. Ein genauer Blick auf die feilgebotenen Waren lohnt sich– es lässt sich das ein oder andere ungewöhnliche Reisesouvenir ergattern.
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Bosa – I borghi più belli d’Italia
Unsere Reise geht weiter nach Westen. Wir folgen der Küstenstraße. Die SP 105 und 49 schlängelt sich in Hunderten von Windungen durch eine wild romantische Landschaft, die in großen Teilen noch unbebaut ist. Es geht vorbei am Capo Marargiu, auf dessen Steilklippen die letzten Gänsegeier Sardiniens nisten. Die Macchia geht in Olivenhaine und Weinberge über.
Bosa ist ein idyllisches Städtchen, das der Vereinigung der schönsten Orte Italiens I borghi più belli d’Italia angehört. Der Ort liegt an der Flussmündung des Temo, beziehungsweise etwas stromaufwärts davon. Der Ortsteil direkt am Meer heißt Bosa Marina und hat einen hübschen Sandstrand.
Von Bosa Marina fährt die Schmalspurbahn Trenino Verde bis in die Berge bei Macomer. Kurz nach der Haltestelle bei der Zisterzienserabtei Santa Maria di Corte befindet sich der höchste Punkt der Strecke auf 537 Metern über dem Meer. Zurück in Bosa erkunden wir die Altstadt unterhalb der Burgruine des Castello Malaspina aus dem 12. Jahrhundert.
Eine steinerne Brücke führt auf die andere Seite des Flusses, an dessen Ufer alte Gerberhäuser dem Verfall überlassen sind. Hier ließen sich spannende Projekte verwirklichen, mit der eigenen Bootsanlegestelle direkt vor der Haustür. Außerhalb der alten Stadtmauern steht die kleine Kirche San Pietro extra Muros. Sie stammt aus dem Jahre 1073 und ist eine der ältesten Kirchen der gesamten Region.
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Sinis – Auf den Spuren der Nuraghen, Phönizier und Römer
Die Halbinsel Sinis liegt weiter im Süden der Westküste und bietet sowohl eine atemberaubende Natur als auch eine der kulturgeschichtlich spannendsten Regionen Sardiniens. Am Capo San Marco befinden sich die Ruinen des antiken Tharros, einer Stadt, die bereits zur Zeit der Nuraghen im 13. und 12. Jahrhundert vor Christus gegründet wurde, dann von Phöniziern und Römern bewohnt war.
Die Ruinenstadt mit ihren Säulen, Wohnhäusern, römischen Thermen und Nekropolen liegt idyllisch am südlichen Zipfel der Halbinsel Sinis. In der Bucht unterhalb der Akropolis ankern Segelyachten im türkisfarbenen Meer.
Einen Besuch wert ist der kleine Ort Crabas. Dort ist mit Sardiniens Giovanni di Sinis eine der ältesten Kirchen Sardiniens im byzantinischen Stil zu bewundern, sowie die Wallfahrtsstätte Ipogeo di San Salvatore.
Ein breiter Schilfgürtel trennt den Ort von dem größten Binnensee der Halbinsel. Hier brüten mehr als 150 Vogelarten wie Purpurhühner, Seidenreiher und Krähenscharben. Die größte Attraktion ist allerdings eine Flamingokolonie. Vor allem zur Zeit des Sonnenuntergangs bieten die rosafarbenen Vögel ein unvergessliches Naturerlebnis.
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Isola di San Pietro – Die Insel der Thunfischfänger und Korallentaucher
Noch vor wenigen Jahren galt die Isola di San Pietro im Südwesten von Sardinien als dessen best gehütetes Geheimnis. Die 54 Quadratkilometer kleine Insel nennen nicht einmal 7.000 Einwohner ihr Zuhause. Von Calasetta und Portovesme ist die Insel mit der Fähre zu erreichen.
Es gibt nur wenige Zimmer und Ferienhäuser und die sind im Juli und August bis auf den letzten Platz ausgebucht, genauso wie die Restaurants auf San Pietro. Auch hier gibt es Flamingos, feine Strände und gutes Essen.
San Pietro ist Sardinien im Kleinen. Das haben mittlerweile auch Stars und Sternchen entdeckt und bevölkern im Sommer die Promenade des Hauptortes Carloforte. Am liebsten kommen Sie auf ihren eigenen Yachten.
Die Kosten für die Liegeplätze erreichen in den drei Monaten der Hauptsaison astronomische Höhen. Doch zwischen September und Juni ist die Insel ein wahres Mittelmeerparadies und man hat die Spiaggia la Caletta, den schönsten Strand der Insel, fast für sich alleine.
Bis der Tourismus in Carloforte Einzug hielt, war der Thunfischfang die Haupteinnahmequelle der Insulaner. Noch heute dreht sich einiges um den prachtvollen Fisch.
Wie auf vielen Mittelmeerinseln üblich, sind die Feiertage der Schutzpatrone der Fischer die wichtigsten Festivitäten. San Pietro ist der Patron der Fischer und Korallentaucher. Sein Festtag ist der 29. Juni. Eine beeindruckende Prozession zieht am Abend mit Booten aufs Wasser hinaus. Der Höhepunkt ist ein imposantes Feuerwerk.
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Sardinien kulinarisch – Bottarga, Tuna e Frittura Mista
Auf kulinarischem Wege geht es die soeben beschriebenen Stationen zurück nach Alghero. Auf San Pietro ist es natürlich der Thunfisch, genaugenommen der Blauflossenthunfisch, der in den Monaten Mai bis Juli ins warme Mittelmeer kommt, um zu laichen.
Die Fischer von Carloforte verwenden für den Fang noch immer eine traditionelle Methode, bei der es sich um eine von wenigen durch die Slow Food-Vereinigung anerkannte nachhaltige Fangmethode für Thunfisch handelt. Das dafür verwendete System von Netzen heißt girotonno.
Natürlich schmeckt der Thunfisch frisch am besten auf San Pietro, sei es als Sushi, Carpaccio oder gegrillt (die Restaurants beweisen eine Menge Kreativität). Als Andenken nehmen wir uns eine der bunten Dosen mit eingelegtem Thunfisch mit nach Hause sowie geräucherten Thunfischrogen, Bottarga genannt.
Der Rogen wird hauchdünn aufgeschnitten und mit Olivenöl, Zitronensaft und frischem Pfeffer serviert. Ein weiteres Souvenir ist ein Beutel mit Meersalz aus der Saline von Carloforte.
Auch auf der Halbinsel Sinis dreht sich alles um Meeresfrüchte und Fisch, obwohl die meisten Sarden traditionell eher ein Berg- denn ein Fischervolk sind und die wahren Inselspezialitäten aus den Bergen kommen, so wie Zicklein oder Lamm.
Auf Sinis steht Frittura Mista hoch im Kurs. Das sind Stücke vom Fisch und Meeresfrüchte in hauchdünnem Teig frittiert. Die besondere Spezialität der Region: frittierte Seeanemonen. Wer sich mit Muscheln, Krebstieren und Seeigel anfreunden kann, sollte die Anemonen auf jeden Fall probieren.
Unser Stopp in Bosa gilt auf dem Rückweg dem Wein. Die Landschaft rund um das Örtchen ist durch Weinberge und alte knorrige Ölbäume geprägt. Auf den Hängen der Hügel wächst einer der bekanntesten Weißweine Sardiniens: der Malvasia di Sardegna, lokalpatriotisch natürlich Malvasia di Bosa oder allgemeiner Uva Greca genannt.
Letzterer Name verweist auf den Ursprung der Traube, der im antiken Griechenland vermutet wird. Der Wein leuchtet stroh- bis bernsteinfarben im Glas und der Duft ist verführerisch. Meine Empfehlung für zu Hause: eine Flasche Malvasia di Bosa Riserva der Familienkellerei Columbu. Fast sherryartig ist der Wein mit einem Bouquet von Mandeln und gerösteten Haselnüssen.
Unser Rückflug von Alghero erwartet uns erst übermorgen. Wir haben noch einen Abend Zeit, um die katalanischen Einflüsse in der Küche Algheros zu genießen und können uns nicht entscheiden: Paella Algherese oder Spaghetti mit Seeigeln?
Die lokale Paella-Variante versöhnt die sardischen Berge mit dem Meer – mare e monti. Und da wir meist antizyklisch reisen, haben wir neben dem Privileg der leeren Strände und nur moderat bevölkerten Promenaden und Restaurants das Glück, während der Seeigelsaison auf Sardinien zu sein.
Zwischen November und April werden die orangefarbenen Keimdrüsen der Stachelhäuter angeboten. Wir entscheiden uns also für die Paella Agherese, jedoch nicht ohne vorher ein paar Seeigel direkt von den Fischern als Vorspeise zu genießen. Die Schalen werden mit einer Schere geöffnet, das Mundwerkzeug entfernt und an der oberen Innenseite des Seeigels zurück bleiben die fünf sternförmig angeordneten kulinarischen Sonderlinge von fragwürdiger Konsistenz.
Wir kennen diese Spezialität bereits aus Griechenland. Etwas Zitronensaft und gutes Olivenöl darauf und ab in den Mund. Der Malvasia di Bosa ist ein idealer Begleiter. Wir stoßen an auf unsere kulturgeschichtlich kulinarische Entdeckungsreise an Sardiniens Westküste, freuen uns auf die Paella und auf unsere nächste Reise auf diese wundervolle Insel.
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