Süddalmatien entdecken – Wandern auf der Honiginsel Mljet

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Wandern in lichten Kiefernwäldern, an alten Eichenhainen vorbei – hier und da glitzert das türkise Meer zwischen den harzigen Baumstämmen und Bienen summen um die am Wegesrand wachsenden Kräuter und violetten Orchideenblüten herum. Eine tiefe Stille erfüllt die von den mediterranen Düften gesättigte Luft und eine kühle Brise weht vom nahen Meer heran. Wir wandern an Trockensteinmauern, auf denen braune und grüne Salamander auf Beute warten, und an Orten vorbei, deren zeitlose Steinhäuser schon das Mittelalter und die Renaissance erlebt haben könnten.

Die kroatische Insel Mljet ist ein Naturparadies

Eine unbebaute Bucht öffnet sich dem Wanderer und lädt zum abkühlenden Bad und Picknick ein. Kein Autolärm, kein Geschrei badender Touristenhorden, kein Jetski und keine lärmende Musik zerstört die idyllische Harmonie zwischen Kultur und Natur. Sie fragen sich vielleicht jetzt, wo man das noch erleben darf. Auf Mljet! – einer fast vergessenen Insel zwischen Dubrovnik auf dem Festland und Lastovo, jener am weitesten von der Küste entfernten kroatischen Insel in der Adria.

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Mljet: die schönste Gefängnisinsel von allen

Mljet ist eine langgezogene Insel – circa 37 Kilometer lang und gut 3 Kilometer breit –, die grob gesagt vis à vis von Dubrovnik und südlich der großen Halbinsel Pelješac liegt. Von beiden Orten ist Mljet mit der Fähre erreichbar. Sie ist zu 90% bewaldet, verfügt im Nordwesten über einen geschützten Nationalpark (Campen verboten) und ist die grünste aller Mittelmeerinseln. Sie wurde bereits von Griechen bewohnt, die der Insel ihren Namen Melita Nesos gaben, die Insel des Honigs, wovon sich das kroatische „Mljet“ ableitet. Kristallklares azurblaues Wasser umgibt die Insel und Düfte mediterraner Kräuter, Myrte, kleiner Orchideengewächse und Harze von sonnenbeschienenen Kiefern und Steineichen umfangen den Besucher in einer Märchenlandschaft. Ganz speziell sind auch die Indischen Mungos, jene possierlichen Pelztierchen, die der für die Forstwirtschaft der Insel beauftragte Baron Schilling um 1900 hierher bringen ließ. Sie sollten mit der Schlangenplage aufräumen, was sie auch vielleicht etwas zu gründlich taten, denn auch Schlangen sind schöne und nützliche Tiere. Nach den Schlangen waren dann die Vögel dran, denn die Mungos kämpfen um ihr Überleben auf ihrer Gefängnisinsel, von der sie nicht selbst weg konnten. Ich gebe zu, dass ich den Mungos nie begegnet bin, dabei sollen sie sehr schön sein mit ihrem gesprenkelt gefiederten Fell. Halten Sie Ausschau nach maderähnlichen Tieren – vielleicht haben Sie mehr Glück als ich.

Mljet ist die grünste aller Mittelmeerinsln

In der frühen Geschichte von Mljet tauchen zwei weltberühmte Gestalten auf: Odysseus und der Apostel Paulus. Ähnlich wie für die Mungos wurde Mljet auch für sie zu einer Art Gefängnis. Nicht nur aufgrund der Sage, sondern auch ihrer Schönheit wegen sollten sie die im Norden der Insel über dem Meer gelegenen Höhlen aufsuchen (empfehlenswert auch mit einem Boot), wo Odysseus von der schönen Nymphe Kalypso gefangen gehalten wurde.

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Die Höhlen der Inseln kann man unter anderem per Boot erkunden

Sicherlich eine sehr angenehme Gefangenschaft, die einige Jahre gedauert haben soll. Auch der Apostel Paulus hat der Insel seine – allerdings ungewollte – Aufwartung gemacht, als er ähnlich wie der griechische Held auf Mljet strandete. Dieses Ereignis beansprucht auch die Insel Malta für sich, doch die Mljeter halten kräftig dagegen, mit dem Hinweis, nur auf Mljet gab es damals die vielen Schlangen, die der Apostel erwähnt. Aber auch für historisch verbürgte Adelige wurde Mljet zum ungeplanten Aufenthaltsort. Wir sprächen von der römischen Zeit der Verbannungen, als römische Kaiser hier ihre unliebsame Elite ‚abstellte‘. Auf der Insel gibt es noch prominente Ruinen dieser Verbannungspolitik.

Wo man beim Wandern die Seele baumeln lässt

Für mich ist diese Insel ein kleiner Traum und wie durch ein Wunder immer noch ein Geheimtipp, den ich gerne mit Gleichgesinnten teile. Und Gleichgesinnte sind vor allem jene, die Stille genießen können, Wandern mit Schwimmen verbinden, Muße haben, der Tierwelt und dem Rauschen des Windes in den herrlich duftenden Aleppokiefern zu lauschen. Einmalig wäre die lange, schmale Insel alleine schon deswegen, aber sie krönt ihre Vorzüge noch einmal mit spannenden historischen Monumenten. Dazu gehören ein uraltes Benediktinerkloster, römisches Palazzo, einige Basiliken und uralte Kapellen sowie kleine verträumte Weiler, deren Häuser an kleine Palazzi erinnern.

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Das Benediktinerkloster befindet sich auf einer eigenen kleinen Insel

Mljets Top-Sehenswürdigkeit, das sind jedoch zwei miteinander verbundene Seen, deren Wasser sich aus dem nahen Meer speist. Sie heißen schlicht Veliko und Malo Jezoro, der Große und der Kleine See, und sind durch einen Stichkanal miteinander verbunden. Das Meer bestimmt das Hinein- und Herausfließen des Salzwassers im steten Gezeitenwechsel. Eine kleine Brücke überspannt die Seen und lockt in einer gewundenen „Acht“ die beiden zu umrunden. Dabei kommen Sie an der winzigen Ortschaft Soline vorbei, nicht mehr als einen Flecken, der von der Familie Sršena 1825 gegründet wurde. Der Name „Soline“ macht darauf aufmerksam, dass zuvor die Benediktiner hier Salz in Salinen anbauten. Mittlerweile finden ruhesuchende Touristen hier einige schöne Privatunterkünfte und Pensionen, sowie eine nette einfache Konoba direkt am Seeufer, die erneut zum Schlemmen einlädt.

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Der Veliko See speist sein Wasser aus dem Meer

Inmitten des Großen Sees liegt romantisch die kleine Insel Sv Marija (Hl. Maria), auf der ein imposantes Kloster aus dem 12. Jahrhundert thront. Bewohnt war die winzige Insel schon zu Römerzeiten und im 1869 bis 1941 befand sich hier die von den Österreichern eingerichtete Forstverwaltung. Gebaut wurde das Kloster, die all die historischen Wirren überstand, von den aus Italien kommenden Benediktinermönchen, denden hier bis zum Einfall der Napoleonischen Truppen fast alles gehörte. Tito, der berühmte Held der Befreiung Jugoslawiens und der erste Ministerpräsident der Volksrepublik Jugoslawien, hat nach dem Krieg das Kloster zu seiner Sommerresidenz erkoren und die original mittelalterliche Brücke sprengen und den Kanal zum Meer hin auf zwei Meter ausheben lassen, damit er die Binnenseeinsel mit seiner Yacht erreichen konnte. Doch schließlich entschied er sich gegen diese Bleibe – vielleicht war ihm dieses Idyll dann doch zu abgeschieden. Als Wanderer freut man sich über die von der Natur erfüllte Stille, die an den beiden Seeschönheiten herrscht, über die rauschenden, nach Harz duftenden Wälder und über das sanfte Sonnenlicht, das die Kiefernkronen durchbricht. Verweilen Sie ruhig länger hier und betrachten Sie die auf dem See ruhenden Boote, die den Eindruck erwecken, sie schwebten über dem kristallklaren Wasser.

Das sagenumwobene Kloster aus dem 12. Jahrhundert ist einen Besuch Wert

Das Kloster auf der Insel wurde zwar nicht Titos Residenz dafür aber ab 1960 das Hotel „Melita“, das um 1995 seine Pforten – angeblich um die Natur zu schützen – schloss. Heutzutage können Sie die Insel mit einem kleinen, etwa stündlich vom Ufer des Großen Sees aus ablegenden Boot erreichen, die im Kern mittelalterlichen Gebäude besichtigen und durch die schöne Natur spazieren. Für das leibliche Wohl sorgt ein kleines gleichnamiges Restaurant. Besonders beeindruckend ist die um 1165 bis 1227 im apulischen Stil errichtete Klosterkirche.

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Dieses herrliche Natur- und Kulturensemble können Sie auf einem der vielen schönen Wege erwandern. Dafür quartieren Sie sich am besten in der kleinen Ortschaft Pamena im äußersten Westen der Insel ein. Die Wanderung ist einfach und bietet sich als Startpunkt für spätere längere Entdeckungstouren per pedes oder Fahrrad an. Pamena liegt an einer schönen Bucht mit Blick auf die Halbinsel Pelješac. Sie gehört bereits zum Terrain des Nationalparks und ist gleichzeitig der touristischste Ort der Insel. Doch keine Angst, „touristisch“ bedeutet hier nicht das gleiche wie auf Mallorca oder Brač. Angenehme Pensionen und viele schöne Privatunterkünfte erwarten Sie hier genauso wie eine entspannte erholsame Atmosphäre. Wer eine etwas längere und abwechslungsreiche Wanderung zu den Seen unternehmen möchte, der verlegt seinen Ausgangsort nach Polače im Nordwesten der Insel. Diese uralte Ortschaft galt bereits den Römern als ein rundum sicherer Hafen, so verwundert es auch nicht, dass er vor allem im Sommer von Yachten mit ihren Crews geradezu überrannt wird. Russische Oligarchen gesellen sich dann zu den kleineren Charteryachten mit manchmal doch zu trinkstarker Besatzung. Trotz alldem ist der Ort sehenswert und als Basis durchaus empfehlenswert, vorausgesetzt, Sie meiden die Hochsaison. Nichts einfacher als das, denn der süddalmatische Herbst ist meiner Ansicht nach die schönste Jahreszeit. Und auch der Winter und Frühling haben ihre Vorzüge, doch in diesen Monaten sollten Sie eine Unterkunft mit Heizmöglichkeit wählen.

Die kleine Insel Mljet wird von vielen Segelbooten angesteuert

Die Straße in den Ort Polače führt Sie durch einen ehemals imposanten römischen Palast, von dem noch 15 Meter hohe Mauern zeugen. Er gab dem Ort seinen Namen. Hier residierte ein vom römischen Kaiser Septimus Severus verbannter Adeliger aus Kilikien. Sein Sohn Oppian scheint die Schönheit der Insel sehr genossen zu haben, die er so hervorragend in Verse fasste, dass der Kaiser die Verbannung schließlich annullierte. Gleich dahinter finden Sie eine römische Basilika der frühen Christen und darin ein Baptisterium mit originärem Taufbecken (li. vom Chor). Von hier aus führt Sie ein Wanderweg hinunter zu dem Großen See.

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Für den absoluten Naturkick

Passionierteren Wanderern empfehle ich eine Verlängerung ihrer Wanderroute. Ab dem Großen See können Sie nämlich in circa einer halben Stunde den offiziell bewachten Naturpark erreichen. An einer Schranke müssen Sie eine Eintrittsgebühr entrichten, die dem Erhalt dieser anmutigen Landschaft zugute kommt. Davon werden die Wächter finanziert, die täglich nach möglichen Brandherden ausschauhalten, und jene, die die Entsorgung des Plastikmülls, der in die Seen vom Meer aus angeschwemmt wird, vornehmen. Von hier aus sollten Sie den Berg Montokuc mit seiner einfachen Holzhütte erklimmen. Auf 258 Metern Höhe angekommen werden Sie mit einem atemberaubenden Panoramablick bis hin zum Festland belohnt – und können wunderbar in dieser fantastischen Landschaft Ihr Picknick aufdecken.

Seit 2012 können sich Wanderer auf einen schön angelegten Streckenwanderweg auf Mljet freuen. Insgesamt 43 Kilometer führen Sie von Pamena nach Sobra im Norden der Insel. Der Wanderweg orientiert sich in weiteren Streckenverlauf an Graten oder führt Sie knapp unterhalb der Bergspitzen Mljets entlang. Die Wanderung ist abwechslungsreich – Sie passieren unter anderem zwei Höhlensysteme – und ist auf circa drei bis vier Tage angelegt. Dies ist meine absolute Empfehlung für jene, die den heimatlichen Stress gründlich ablegen wollen. Ach ja, fast hätte ich vergessen zu erwähnen: Wenn Sie länger hier verweilen möchten, so bringen Sie Ihren vierbeinigen Wanderfreund mit (Zeckenschutz nicht vergessen), denn die Kroaten lieben Hunde.

Passionierte Wanderer finden hier das Paradies mit unzähligen Fotomotiven

Mein Tipp: Wer Mljet kulinarisch erleben möchte, der pilgert (Fahrrad, Pedes, Auto erlaubt) zu der Konoba Sermasi. Sie liegt „am Ende der Welt“, unweit der Saplunara-Bucht ganz im Süden der Insel. Übrigens, hier finden Sie auch einen der raren Sandstrandbuchten vor. Die Konoba Sermasi liegt wunderschön an einem Hang zum Wasser hin und bietet neben den à la Carte herausragenden Speisen auch etwas ganz Besonderes, nämlich die Peka. Ein Gericht, das Sie einen Tag vorher vorbestellen sollten, und das nur ungenügend als „Eintopf“ oder „Schmorgericht“ aus der Glut umschrieben ist. Die Peka gibt es mit Tintenfisch oder Lammfleisch (oder anderen Fleischsorten) und beides ist jeweils ein Traum, den ich bis heute nicht vergessen habe. Hervorragend auch der typisch dalmatische Oktopus-Salat, Salata od hobotnice, nach Art des Hauses – jedes Mal eine klitzekleine aber geschmacklich wichtige Variation, die sich die Damen und Herren der Gastronomie einfallen lassen, daher lohnt es sich, die in (fast) jeder Konoba zu probieren.

In der Saplunara Bucht kann man wunderbar baden – und auch essen

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