Welche kulturellen Highlights gibt es an der Ostsee?
Wo es schön ist, lassen sich auch Künstler gern nieder. An der Ostsee haben sie vielerorts Kolonien gebildet, auf deren Spuren man heute wandeln kann – in Ahrenshoop vor allem. Hier widmet sich auch ein schönes neues Museum den früheren Malerinnen und Malern. Oder in Heikendorf in der Kieler Bucht, wo das Künstlermuseum im früheren Wohnhaus von Heinrich Blunck die Kunst von damals neben der von heute zeigt. Mein Lieblingsmuseum aber ist Lüttenort auf Usedom – Atelier und Wohnhaus von Otto Niemeyer-Holstein, der sich einen S-Bahn-Wagen aus Berlin auf die Insel karrte, um drumherum sein Heim zu bauen.
Apropos bauen: Die Küste hat ganz besondere Baustile hervorgebracht. Die Bäderarchitektur mit den filigran geschnitzten Veranden und Balkonen kann man am besten in den Kaiserbädern auf Usedom und in Binz auf Rügen bestaunen. Architektonisch spannend sind natürlich auch die alten Hansestädte Wismar und Stralsund mit ihren schönen Giebelhäusern und gotischen Backsteinkirchen. Und in Lübeck und Flensburg locken ganze Hinterhofwelten hinter die fantastischen Fassaden.
Kulturell wird vor allem in den großen Ostseebädern im Sommer einiges geboten. Ich bin kein großer Fan großer Veranstaltungen. Aber so manches Konzert lockt an ungewöhnliche Orte. So wird beim Usedomer Musikfestival in der früheren Turbinenhalle eines Kraftwerks aufgespielt. In Heiligenhafen wird ein Ponton auf dem See zur Bühne. Am allerliebsten aber sind mir die kleinen Konzerte direkt am Strand. Vor einer chilligen Bar mit den Füßen im Sand und den Blick aufs Meer guter Musik lauschen – das ist Urlaub.
Was hat die Küche von der Ostsee zu bieten?
Fischfans wie ich werden an der Küste schnell glücklich. Denn – ganz ehrlich – einen besseren Snack als ein leckeres Fischbrötchen gibt es einfach nicht. An der Ostsee bekommt man das natürlich an allen Ecken – und dazu auch allerlei Theorien, wo es denn eigentlich am besten schmeckt. Von denen kann man sich gern leiten lassen, etwa zu den Gebrüdern Schwarz an den Fischerstrand in Heringsdorf. Oder einfach den eigenen Gaumen entscheiden lassen, etwa auf der Fischbrötchenstraße in der Lübecker Bucht. Was der beste Platz ist, um ein Fischbrötchen zu verzehren, steht indes außer Frage: Es ist, natürlich, der Strand.
Wo es Fischbrötchen gibt, hängt oft auch der frisch geräucherte Fisch duftend im rußigen Ofen. Den lasse ich mir gern einpacken und habe mit etwas frischem Brot gleich die nächste Mahlzeit. Auf dem Fischmarkt in Warnemünde oder in den früheren Salzhütten in Koserow auf Usedom kaufe ich Räucherfisch allein schon wegen des Ambientes gern ein.
So wie der Matjes ins Brötchen gehört der Sanddorn an die Küste. Die „Zitrone des Nordens“ in leuchtend Orange kann man als Saft, Gummibärchen oder als Brotaufstrich genießen. Wie man Sanddorn anbaut und die winzigen Kügelchen vom Dornenstrauch bekommt, zeigen die Betreiber des Rügenhofs in Putgarten jedem, der es wissen mag.
Mir schmeckt der Sanddorn am besten in der Torte – und zum Glück gibt es an der Küste viele schöne Cafés mit leckerem Kuchen auf der Karte. Sanddorntorte steht auch oft drauf. Etwa beim Café Röntgen in Kühlungsborn. Am liebsten mag ich die versteckten Hofcafés auf dem Land, die man mit dem Fahrrad anfährt – so wie das Hofcafé Albertsdorf auf Fehmarn oder das Gnitzer Seelchen in Lütow auf Usedom.
Was kann man an der Ostsee mit Kindern machen?
Buddelkasten in XXL, Freibad ohne Grenzen, Muschelsammelbecken, Lernwiese für Wassersport, lässige Chill-Out-Zone … all das und noch viel mehr ist der schöne Ostseestrand – und somit einfach ideal für Familien mit Kindern. Doch auch jenseits der weiten Strände gibt es viel zu entdecken.
Einen guten Überblick verschafft man sich am besten, wenn man irgendwo raufklettert. Baumwipfelpfade wie in Prora auf Rügen und Binz auf Usedom eignen sich dafür natürlich hervorragend, ebenso Leuchttürme – wie der in Warnemünde oder am Darsser Ort im nördlichen Zipfel der Halbinsel Fischland-Darss-Zingst. Besonders cool ist der alte DDR-Grenzturm mitten in Kühlungsborn – es ist der letzte seiner Art.
Vielerorts kann man Vögel kieken – in Vogelschutzgebieten wie zwischen Rerik und der Insel Poel, in Heiligenhafen oder in Pramort bei Zingst, zum Beispiel. Im Forst bei Anklam brüten sogar Seeadler.
Oder wie wäre es mit einer Radtour mit der ganzen Familie? Die flache Küstenlandschaft ist ideal dafür. Oft radelt man gar mit Meerblick, so auf dem Ostseeküstenradweg zwischen Kühlungsborn und Warnemünde oder im Norden von Poel. Eingekehrt wird in gemütlichen Hofcafés oder Landgasthäusern.
Wer sich lieber transportieren lässt, steigt aufs Schiff und lässt sich etwa von Sassnitz zu den Kreidefelsen tuckern, von den Kaiserbädern auf die polnische Seite, ab Kappeln zur Lotseninsel oder ab Grömitz einmal über die Lübecker Bucht bis nach Mecklenburg-Vorpommern. Oft gibt es spezielle Tourangebote für Kinder.
Und keine Panik vor Schietwettertagen! Denn das nächste coole Museum, Aquarium, Spaßbad oder Indoor-Trampolin ist garantiert nicht weit.